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Black Whidah

Belletristik

Jack Küpfer

Black Whidah

Die unglaublichen Abenteuer des Seefahrers Gwen Gordon auf dem Sklavenschiff Antares

Übersetzung aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller

Gwen Gordon, Sohn eines Schotten und einer Bretonin, notorisch in Geldschwierigkeiten, droht als ehemaligem Piraten der Galgen. In Recife trifft Gordon im Jahre 1808 Kapitän Porteiro. Er heuert auf dessen Schiff, der Antares, an. Sie nehmen Kurs auf Whidah (Guinea) an der westafrikanischen Küste, wo sie der "Chefe" Da Costa erwartet: brutaler Sklavenhalter und Hüter am Tor in die brandschwarze Dunkelheit.

Verlagstexte

"Stornoway, den 21. November 1810. Aus Angst, mich lächerlich zu machen, habe ich lange gezögert, bevor ich es wagte, meine Geschichte zu erzählen; da ich es jedoch nicht mehr ertrage, in den dunkelsten Winkeln meiner Erinnerung verkrochen zu leben, bin ich schließlich zu der Überzeugung gelangt, dass es notwendig ist, von meiner sonderbaren Erfahrung Zeugnis abzulegen. Einige Begebenheiten sind so erschütternd, dass sie bei manchen Lesern ungläubiges Lachen, vielleicht sogar Verachtung hervorrufen werden. Das ändert nichts daran, dass ich einer der Protagonisten dieses außergewöhnlichen Abenteuers war, von dem ich erzählen will."

Jack Küpfers Roman Black Whidah hat seinen Ursprung in einer denkwürdigen Reise, die der Autor im Rahmen eines Poesie-Festivals 2009 nach Benin, der Wiege des Voodoos, unternommen hat. Der Autor verknüpft Historie, Feines aus der Abenteuerliteratur und den erzählerischen Atem des 19. Jahrhunderts zu einem fantastischen Leseerlebnis.

Die Originalausgabe erschien 2015 unter demselben Titel bei Olivier Morattel Editeur.

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© Cover: Verlag, Foto(s): k. A.

Textprobe(n)

Um auf Herrn Porteiro und unseren kleinen Spaziergang durch die Gassen von Recife zurückzukommen, ich erinnere mich, dass wir unmittelbar nach einem üppigen Mittagsmahl zusammen aus der Herberge getreten und zu einem Spaziergang auf verschlungenen Wegen durch die gepflasterten und zum Teil sehr reizvollen Straßen der Stadt aufgebrochen waren. Zwischen einigen hohen Häusern, der erhabenen Hinterlassenschaft der Holländer in Pernambuco, hallte der Lärm, den die Pferdekutschen mit ihren beschlagenen Rädern machten. Er mischte sich unter den hellen Klang der Hämmer, die kraftvoll auf die Ambosse der Schmieden niederkrachten. Manchmal hielten örtliche Prälaten und andere hochrangige Mitglieder ehrbarer Familien, die von Sklaven in Sänften durch die Stadt getragen wurden, auf der Straße an, um ihren Segen zu spenden, zu grüßen oder irgendwelchen Untergebenen Anweisungen zu erteilen. Während Herr Porteiro missbilligend die Stirn runzelte, musste ich lächeln, als trotz der frühen Stunde eine Horde Matrosen aus einer Taverne auf die Straße strömte, von denen die einen zur Feier ihrer Rückkehr von einer Fahrt sangen, während die anderen fluchten wie ein Droschkenkutscher, weil sie wieder an Bord gehen mussten.

Ich war auch beeindruckt von der endlosen Kolonne der Sklaven, die mit Wasser gefüllte Holzfässer durch das Labyrinth der kleinen Straßen transportierten. Die Unglücklichen waren am Hals aneinandergekettet und bewegten sich unter der nachlässigen Bewachung zweier bewaffneter Soldaten nur mühsam vorwärts. Herr Porteiro verriet mir, dass die meisten dieser Sklaven in Valongo, einem der Vororte Rio de Janeiros, ausgeschifft worden waren, abseits von allem, damit sie die feine Gesellschaft Brasiliens nicht mit „ihrem starken Geruch und ihrer Schamlosigkeit“ belästigten.

Wenn ich schon von den reichen Leuten von Recife spreche, darf ich freilich nicht vergessen zu erwähnen, dass mein neuer Freund, dem seine Rolle als Fremdenführer offenbar sehr am Herzen lag, mit mir vor einigen der schönen Gebäude im Barockstil verweilte und mir wortreich deren Geschichte beschrieb.

Eine gediegene Eleganz musste in diesen Salons herrschen, die mit allem möbliert waren, was die Alte und die Neue Welt an Schönem hervorbrachte. Hinter den Fenstern mit den schweren Vorhängen bemerkte ich Baldachinbetten, hübsche Möbel und getäfelte Bibliotheken. Bestimmt versteckten sich dahinter Reeder, reiche Kaufleute und andere Mitglieder der jüngeren Kolonialaristokratie, um zufrieden das Treiben im Hafen zu überwachen und gespannt darauf zu warten, dass die mit ihren neuesten Investitionen beladenen Schiffe mit geblähten Segeln ablegten.

Vor diesen stilvollen Wohnsitzen traf man die „schönsten und hellhäutigsten“ Sklaven, die verschiedenerlei Haushaltsarbeiten nachgingen, mit selbstverständlicher Eleganz gekleidet. Mir fiel eine Gruppe von Männern auf, die zwei Pfeife rauchende schwarze Sklavinnen verächtlich abwiesen. Mit einem Turban auf dem Kopf und einem ganzen Kramladen auf dem Rücken gingen die beiden Frauen durch die Straßen hausieren. Herr Porteiro, der mein Erstaunen über diese komische Szene bemerkte, erklärte mir, dass die in Brasilien geborenen Sklaven die erst vor kurzem aus Afrika angekommenen Sklaven schonungslos schmähten und auf diese Weise die verabscheuungswürdige Haltung ihrer Herren nachahmten. Das bestätigte mich wieder einmal in meiner damaligen Meinung über die menschliche Natur.

Auf allen Seitenstraßen der Kais herrschte geschäftiges Treiben. So zogen andere Gefangene schwankende und quietschende Karren und brachten schwere Kisten mit Zucker zu den Frachtschiffen, die nach Europa ausliefen. Während ein Böttcher energisch seinen Holzhammer schwang, erkundigte ich mich mit erhobener Stimme, damit man mich besser verstand, bei Herrn Porteiro nach dem Grund für die Anwesenheit der vielen afrikanischen Sklaven in dieser Stadt. Als Antwort vertraute er mir mit einem spitzbübischen Lächeln an, dass es allein im Valongo-Viertel in Rio de Janeiro nicht weniger als fünfzig Verkaufsstellen für Sklaven gab ...

Noch ein Stück weiter zeigte mir Porteiro, der ein Bewunderer der architektonischen Sehenswürdigkeiten des San-Antonio-Viertels war, die unerreichte Schönheit der Nossa Senhora do Rosário, einer Kirche, die Mitte des 17. Jahrhunderts von ebenfalls dem afrikanischen Kontinent geraubten Sklaven errichtet worden war. Von Neugier getrieben und von meinem neuen Freund bestärkt, betrat ich das Bauwerk und steuerte sogleich den aus Holz geschnitzten und herrlich vergoldeten Hauptaltar an. Das alte Holz schien eine nahezu greifbare Frömmigkeit auszustrahlen, die so gegenwärtig war, dass ich unvermittelt von einer tiefen Inbrunst erfasst wurde. Doch ein Seufzen schreckte mich wieder auf. Erneut zog mein „Fremdenführer“ ironisch seine großen dunklen Augenbrauen hoch und schien sich über mich zu amüsieren. Sein Lächeln wirkte allerdings ein wenig gezwungen, als er mich wissen ließ, dass die Schwarzen oft heimlich an diesen Orten zusammenkamen, um mit ihren alten Göttern in Verbindung zu treten. Trotz des Verbots, hier ihre Rituale abzuhalten, hatten sie sich seit Kurzem, sobald die Nacht anbrach, wie es hieß, dieser geheimnisvollen Kultstätte bemächtigt.

Black Whidah
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover
224 Seiten
Format: k. A.
Auslieferung: ab 1. Oktober 2017
D: 24,80 Euro A: k. A. CH: 32,00 CHF

ISBN (Print) 978-3-03762-067-0

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