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Der Pirat, der von Pi den Wert nicht kennt

Belletristik

Eugene Ostashevsky

Der Pirat, der von Pi den Wert nicht kennt

Aus dem amerikanischen Englisch von Monika Rinck und Uljana Wolf

kookbooks Reihe Lyrik Band 51

"Hört nun die Sage von dem Piraten und seinem Papagei, so ähnlich wie die Ballade von Bonnie und Clyde, nur warn die insgesamt ein wenig drastischer, auch ikonoklastischer. Am Tag, als sie sich trafen, war der Pirat noch kein Pirat …"

Verlagstexte

"Der Pirat, der von Pi den Wert nicht kennt" ist eine Art Roman in Gedichten über Verständigungsschwierigkeiten zwischen Piraten und Papageien. Was vor acht Jahren als Kinderreim begann, hat sich zu einer Untersuchung heutiger und historischer Bedeutungen der Begriffe "Pirat" und "Papagei" ausgewachsen. Urheberrecht, kapitalistische Ideologie, Tierintelligenz, Cartesische Philosophie, kolonialistische Ethnografie, Erstkontakt-Narrative und insbesondere Berichte über Piraten und Papageien aus der Renaissance und frühen Neuzeit (etwa Ulisse Aldrovandis Ornithologiae Libri XII aus dem Jahr 1599, worin exakte anatomische Beobachtungen an toten Papageien auf belanglose Anmerkungen zu ihrem Verhalten treffen) kommen vor. Im Grunde geht es aber schlicht darum, wie es ist, mit jemandem zu reden, und ob dieser jemand überhaupt jemand ist. Und weil Pirat und Papagei auf einer einsamen Insel stranden und einen Streit darüber beginnen, ob sie sich mit Indigenen, so es sie dort gäbe, verständigen könnten, geht es auch um Immigration. Und weil für Papageien Englisch offensichtlich nicht als Muttersprache gelten kann, geht es auch um Zweitsprachengebrauch. Das Piratenenglisch wiederum ist von fremden Einsprengseln wie von seiner eigenen lausigen Geschichte ramponiert und kontaminiert, ahmt Texte aus dem 16. und 17. Jahrhundert nach und raubkopiert daraus. (Eugene Ostashevsky)

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© Cover: Verlag, Foto(s): Dirk Skiba

Presse- und Autorenstimmen

In seinen Texten trifft DJ Spinoza auf MC Square und Flipper, Piraten unterhalten sich mit Papageien über die Sapir-Whorf-Hypothese, nach der die Sprache das Denken forme. Und das Publikum? Es lacht. Denkschmerz? Vielleicht, aber nur ein wenig. Denn der Witz umhüllt den intellektuellen Anspruch in Ostashevskys Texten wie Leberwurst eine bittere Pastille ... Ostashevsky vergräbt in seinen Texten Unmengen linguistischer Witze und Anspielungen und das über Sprachgrenzen hinweg. Aufgepasst: In einem seiner Piraten-Gedichte entsprechen die Anfangsbuchstaben eines jeden Wortes, das der Pirat spricht, den Anfangsbuchstaben eines italienischen Gedichts der Romantik, das eigentlich erklärt, worum es geht. ‚Das bekommt man während einer Lesung nicht mit. Die Texte haben eine Art Doppelleben.

(

Marten Hahn, Berliner Zeitung

)

Selbst wenn der Leser nicht sämtliche Jokes und Doppeldeutigkeiten erfasst, haben die Gedichte mit all ihren Pop-Referenzen und grundvertrauten Szenarien doch stets eine narrative Spur, die ein größeres Publikum anspricht. Zum anderen ist Ostashevsky aus der russischen Tradition heraus ein Formalist: Selbst wenn er, wie hier, Strophenstrukturen und feste Reimschemata ablegt, verlässt er sich doch stark auf Klangwiederholungen und Gelegenheitsreime. Drittens hat Ostashevskys Dichtung ... ihre Wurzeln im Versdrama der russischen Oberiu: Seine absurden Dialoge ... sind wie Ping-Pong-Spiele unter nah verwandten Gegnern. Auch beteiligen sich seine lyrischen Gedichte keineswegs am derzeit so modischen Angriff auf ‚das Subjekt‘. Es ist dem Dichter im Gegenteil ein Anliegen zu zeigen, dass sich Dichtung in der ersten Person durchaus noch einmal in größeren konzeptionellen Fragen engagieren kann. Selbst Lyrik, legt er nahe, darf das Gedankenspiel den Klagen des Herzens vorziehen. Mit dem Titel eines der DJ-Spinoza-Gedichte: ‚Myopia is Youropia‘.

(

Marjorie Perloff, Schreibheft

)

Video

Textprobe(n)

Gibt es eine Geschichte der Einsamkeit?,
fragt der Pirat,
ich meine, waren Leute zu anderen Zeiten auf andere Weise einsam?
Fühlst du, Papagei, das Gleiche wie ich, wenn du dahinziehst
zwischen gestirntem Himmel und Kategorischem Imperativ?
Was bedeutet es, wenn ich so mit dir spreche,
hörst du mich denn wirklich? Ich meine,
hörst mich hörst mich? Und diese
Fetzen unhörbarer Musik, wer spielt sie,
und verstimmt sie deinen Himmel? Zuweilen
kann ich sie fast lesen, ihre Klagen
entziffern, Buchstabe für Buchstabe. Sehr geehrte Damen und Herren,
scheint sie zu sagen, Ihre Lieben sind Schall und Rauch,
und was real ist, bemerken Sie ohnehin nicht,
warum? Weil Sie nur die Früchte
Ihrer Einsamkeit recyceln, oh wirrer
Skyther oder eher thrakischer Brüter, oder wer auch immer,
ich meine, Ihre Kogitationen
bilden ein geschlossenes System,
was ist daran so schwer zu verstehn? Ich will nicht
so schwer zu verstehen sein, Papagei, ich will nicht,
dass meine Seele so tief in mir vergraben ist,
dass ein ganzes Naturschutzgebiet zwischen ihr
und diesen Worten, diesen Welten liegt.

πter Pirat: Wie viele Piraten braucht man, um von Pi den Wert zu berechnen?

 

φter Pirat: Keine Ahnung … Wie wärs mit Party?

eter Pirat: Yo, Kanone, haste was zum Rauchen?

πeter Pirat: Leute, checkt die Beute! Party mit Big Pi, ihr Papageien-Pflückahz! (Kanonen. Beatz.)

Wer tanzt da seinn Chewbacca-Drill aufm Ankerspill?
Wer reitet sein Klotzbein und motzt: Ich will breit sein!
Wer trommelt auf dem Rumfass – der Unkapitän, voll krass!
Das Hüttendeck, es hat den Schüttel weg!

Hier ist Piratenparty, hier ist Piratenparty, so shake your Schatzi

Vergesst die Grundlegung
zur Metaphysik der Sitten

Sirrt rum mit den Krummsäbeln, sät Zank und Zicken
Ihr habt so böse Fressen, lasst uns Lösegeld erpressen
Brüllt alle Mann an Deck, lasst uns Stürme entfesseln
Den Blunder schasst von eurem Blunderbuss – Plundern wirkt Wunder
Denn die Räder vom ’buss rollen herum und herummer
Werft den ’buss in die Luft, davon wird man nicht dümmer
Ha, die Passagiere suchen panisch nach den Haltedingern
Ihr seid wie Buddenbrooks auf guten Drugs
Vielleicht seid ihr Schwindler, aber ihr landet im Kindler

Hier ist Piratenparty, hier ist Piratenparty, so shake your Schatzi
Hier ist Piratenparty, hier ist Piratenparty, posen für die Paparazzi

Somali-Piraten der Karibik sehen alt aus neben mir
Selbst beim Pissen bin ich immer King im Revier
Ich horte Piaster wie andere Leute Pflaster
Ich klettere auf den Fregattenmast
Bis jeder Gatte mich im Fadenkreuz hat
Pistolenschrot mit Besanschot pack ich locker aufs Frühstückbrot
Ich bin der Vorstand jeder Plankenhand, probe
Aufstand im Bankenland, ich sage: Danke
Für Ihre Unterstützung meiner Off-Shore-
Scharmützel, danke für Ihre Finanzierung
Meiner Backschaft-Illegalisierung, für Ihren Zu-
Schuss zu meinem nie versiegenden Rumfluss
Eure Internate wollten immer nur Reporte über Import-Export senden
Mein Enternat hatte nur eine Hauptfach-Sorte, die hieß Entern
Ich machte magna cum laude, unter Mackern bin ich der Laute
Ich tauche so schnell auf und weg, man nennt mich Quantumpiratenschreck
Yo, ich gleite über die Max Plancke, weil mein max. kennt keine Schranke
Ich ess von Tellern aus Kristall, dann ab in die Champagner-Plantsche
Ich bin so krass strategisch, alle Papageien stehn auf mich
Und Kakadus mit krassen Doppel-Loops beim Gummihops
Gurren, ich bin Nr. Eins bei jeder internationalen Kleptopost

Hier ist Piratenparty, hier ist Piratenparty, so shake your Schatzi
Hier ist Piratenparty, hier ist Piratenparty, posen für die Paparazzi
Hier ist Piratenparty, hier ist Piratenparty, schwingt eure Tutus – ihr raubt gut aus!

Der Pirat, der von Pi den Wert nicht kennt
Lyrik
ALS BUCH:
Broschur

mit Umschlagposter, gestaltet von Andreas Töpfer

120 Seiten
Format: 130 x 210 mm
Auslieferung: ab 1. Juli 2017
D: 19,90 Euro A: 20,50 Euro CH: k. A.

ISBN (Print) 9783937445830

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Daniela Seel
+49 (0)30 40053974
daniela.seel(at)kookbooks.de

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