x
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Die Hunde im Souterrain

Belletristik

Gabriele Weingartner

Die Hunde im Souterrain

Reihe Zeitgenossen

Mit dem Manuskript für diesen, ihren neuen Roman war Gabriele Weingarten unter den sechs Finalisten für das von Günther Grass gestiftetet Alfrd-Döblin-Stipendium 2013 und nahm an den Werkstattlesungen im LCB teil. Jetzt ist der Roman erschienen, der eine Reise in die Vergangenheit schildert, die die Protagonistin Felice nach Boston und New York führt, wo sie vor vielen Jahren ihren Geliebten Ulrich verlor.

Verlagstexte

Felice und Ulrich sind ein Liebespaar – sie Studentin, er junger Professor der Freien Universität Berlin, intellektuell versiert, glücklich. Sie verbringen zwei Jahre an der amerikanischen Ostküste, wo der Politologe Ulrich mit einem Stipendium forscht und sie sich in hochkarätigen universitären Kreisen bewegen, wo man Weltpolitik buchstäblich als Konstruktion begreift. Dann jedoch geschieht etwas, was Ulrichs Leben für immer verändert. In einer unaufhaltsamen Abwärtsspirale trudelt er der Katastrophe entgegen und setzt seinem Leben schließlich ein Ende. Felice bleibt als vergeblich Fragende und dann radikal Vergessende zurück, bis Jahrzehnte später eine Kiste mit Schriftstücken sie zwingt, in die Vergangenheit, nach New York und Boston zurückzureisen, um herauszufinden, warum und wohin Ulrich damals verloren ging. Was hatte es mit den Hunden im Souterrain auf sich, die Ulrich so besessen in Schach halten wollte? Führte Ulrich ein Doppelleben? Wer wusste mehr als Felice, damals in jenen fernen, traumverlorenen Zeiten, als man sich in Ironie erging und sich das Leben mit literarischen Zitaten schöner färbte?

Downloads

© Cover: Verlag, Foto(s): Volker Heinle

Presse- und Autorenstimmen

Was für ein feinnerviges Liebesgeschichtsbuch der Roman doch ist. Jetzt geht einem auch auf, warum ein Auszug des in einem kleinen österreichischen Verlag erscheinenden Werks vergangenes Jahr für den großen Döblin-Preis nominiert war. Damals war das eine Überraschung. Jetzt nicht mehr.

(

Markus Clauer, Die Rheinpfalz

)

Der souverän erzählte Roman schöpft seine Spannung aus der erst ganz allmählichen Aufklärung der Lebenstragödie des damals jungen Paares und überzeugt auch in seiner bildhaft-prägnanten Sprache.

(

Ronald Schneider, ekz.bibliotheksservice

)

Textprobe(n)

Ulrich hat mir die Augen zugehalten, wenn er einen Orgasmus hatte, ich durfte ihm nicht ins Gesicht sehen, erinnerte sich Felice, während sie angelegentlich dem fettleibigen, zwischen den bunten Tischchen umherwandernden Wächter des Reading Room hinterherschaute und sich prompt dafür schämte. Kaum je haben wir uns nackt gesehen, wir konnten mit unserer Nacktheit nichts anfangen. Wir genierten uns. Die sexuelle Revolution, die uns angeblich umbrandete, hat nicht einmal an unseren Zehen geleckt. Über die Schönheit nackter Körper tauschten wir uns im Museum aus, ohne einen Funken Ironie. Höchstens Sehnsucht gestanden wir uns ein, die Sehnsucht, mit unseren warmen Händen über die kühlen Hinterteile der Marmor-Statuen zu streichen. Im obersten Stockwerk der Dahlemer Gemäldegalerie, im Pergamon-Museum drüben im Osten, wo die Alarmanlagen noch nicht so ausgefuchst waren und die Museumsdiener die überhandnehmende Sucht nach Berührung gleichgültig übersahen.

Felice war sich nicht einmal sicher, ob Ulrich vor ihr mit anderen Frauen zusammengewesen war, sie selbst hatte zwar ein gewisses Quantum an Männern absolviert, als Pflichtübung in permissiven Zeiten freilich, nicht mit Begeisterung. Und dennoch verfiel sie Ulrich unglaublich schnell. Kaum dass er ihr in seiner Erstsemester-Sprechstunde die Literaturliste ausgehändigt hatte, fühlte sie sich wie vom Blitzschlag getroffen. Vielleicht kam es daher, dass sie ihm, dem Unbekannten, ein paar Nächte zuvor im Traum begegnet war, ganz deutlich von dem Schnitt geträumt hatte vielmehr, den er sich beim Rasieren am Hals zugefügt hatte und auf den er sich jetzt, in der Realität, immer wieder zwei Finger presste, als wollte er verhindern, dass er vor ihren Augen blutete. Ja, sogar den blau-weißen, offensichtlich handgestrickten Norwegerpullover kannte sie, in dem er so jung aussah, auch wenn er so väterlich tat. Seine rutschende Brille.

(...)

Ein paar Fotos aus jener Zeit hatte Felice zwischen den Seiten ihrer aus Amerika zurückgebrachten Bücher entdeckt, gewiss hätte es andere, bedeutungsvollere gegeben, aber die befanden sich vermutlich in jenen prall gefüllten Umschlägen, die sie in der kopflosen Wut, die nach Ulrichs Tod in sie gefahren war, in den Müllschlucker geworfen hatte. Banaler konnten die Schnappschüsse wirklich nicht sein: Felice mit Trockenhaube und Lockenwicklern in einem von Ulrichs karierten Baumwollhemden, Cottage Cheese aus einem Plastikbecher löffelnd, Felice im Himmelbett, im Fokus eines durchs Zimmer ragenden Lichtstrahls, der nur ihr Gesicht und ihre nackten Schultern erfasste. Der Staub, der dort tanzte, reizte sie zum Niesen, weder Ulrich noch sie hatten es je über sich gebracht, den von Muriel bereitgestellten Wedel aus Straußenfedern zur Reinigung der Möbel und Nippes zu benutzen, bis zu ihrem Auszug lehnte das eklige Ding unberührt hinter dem Kleiderschrank an der Wand. Auch Ulrich war zu sehen, lächelnd, stolz, erstaunlich entspannt, mit einem aus dem Institut geklauten Zeit-Magazin vor der nackten Brust, in welchem er vor wenigen Minuten in unfassbar kurzer Zeit ein Um die Ecke gedacht-Kreuzworträtsel gelöst hatte.

Felice posierte mit Muriel mitten auf der Gorham Street, unter deren buckligem Asphalt sich unaufhaltsam die Wurzeln der uralten Bäume vorwärtskämpften. Sie hatte einen dunkelblauen Daunenmantel und Stiefel an und trug eine rote Kappe auf dem Kopf, jene Baseballkappe, die dann in New York verloren ging. Es lag viel Schnee auf den Bürgersteigen, wenn auch nicht so viel wie nach dem Sturm im Januar 1974. Es waren nur noch wenige Wochen bis zu dem Zeitpunkt, als sich alles änderte.

Die Hunde im Souterrain
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover mit Schutzumschlag

Mit Lesebändchen

312 Seiten
Format 130 x 210 mm
Auslieferung ab 4. September 2014
D: 21,90 Euro A: 21,90 Euro CH: 31,40 CHF

ISBN (Print) 978-3-99039-020-7

ALS EBOOK:
Datenformat(e): epub
Auslieferung ab 4. September 2014
D: 14,99 Euro A: 14,99 Euro CH: k. A.
ISBN (eBook) 978-3-99039-021-4

Unter der Voraussetzung, dass Sie sich bei uns als professionelle(r) Nutzer(in) registriert haben, können Sie Ihr persönliches REZENSIONSEXEMPLAR durch einen Klick auf den Button „Download“ herunterladen.

Symbol Tablet DOWNLOAD

Die Autorin bzw. der Autor im Netz:

Der Verlag im Netz:

Pressekontakt des Verlages:

Bernd Schuchter (Verleger)
+43 (0)650 3507050
buero(at)limbusverlag.at

Vertriebskontakt des Verlages:

Bernd Schuchter (Verleger)
+43 (0)650 3507050
buero(at)limbusverlag.at