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Sonnenfinsternis

Belletristik

Arthur Koestler

Sonnenfinsternis

Mit einem Vorwort von Michael Scammell und einem Nachwort von Matthias Weßel

Arthur Koestler (1905–1983) zählte jahrzehntelang zu den prominentesten europäischen Intellektuellen. Als sein bis heute faszinierendes und aktuell gebliebenes Hauptwerk gilt der Roman "Sonnenfinsternis", eine Abrechnung mit dem stalinistischen Kommunismus und jeder Form von Totalitarismus.

Verlagstexte

Als Sohn tschechisch-ungarischer Eltern in Budapest geboren, in Wien aufgewachsen, Schriftsteller und Korrespondent deutscher und englischer Zeitungen in Palästina, Paris und Berlin, Mitglied der Kommunistischen Partei, die er desillusioniert verlässt: Arthur Koestler (1905–1983) zählte jahrzehntelang zu den prominentesten europäischen Intellektuellen. Als sein bis heute faszinierendes und aktuell gebliebenes Hauptwerk gilt der Roman Sonnenfinsternis, eine Abrechnung mit dem stalinistischen Kommunismus und jeder Form von Totalitarismus. Zur Aura dieses Romans gehört aber auch eine ganz besondere Textgeschichte: Beim Einmarsch der Deutschen in Paris ging das deutsche Originalmanuskript verloren; die jahrzehntelang greifbare deutsche Ausgabe war eine Rückübersetzung aus dem Englischen. Erst 2015 entdeckte ein junger Literaturwissenschaftler das verschollene Manuskript in einer Bibliothek in Zürich; die ursprüngliche Fassung von Sonnenfinsternis liegt jetzt weltweit erstmals im Druck vor.

Rubaschow, Mitglied der "alten Garde" eines revolutionären Staates, wird eines Nachts im eigenen Land und im Auftrag der eigenen Partei verhaftet. Der einstige Volkskommissar bleibt zwar auch in der Gefängniszelle seinen politischen Grundsätzen treu, allmählich wird ihm aber bewußt, welche Schuld er im Dienste der Weltrevolution auf sich geladen haben könnte und daß der Zweck womöglich nicht jedes Mittel heiligt. Um moralische Kategorien geht es seinen innerparteilichen Gegnern allerdings nicht: Angeklagt wegen oppositioneller Gesinnung und Verschwörung, widersetzt Rubaschow sich zunächst den haltlosen Vorwürfen, bis sein Widerstand in unbarmherzigen Verhören gebrochen wird.

Sonnenfinsternis, Koestlers Abrechnung mit dem Stalinismus und jeder Form von politischem Totalitarismus, wurde in über dreißig Sprachen übersetzt und gilt als einer der bedeutenden politischen Romane des 20. Jahrhunderts.

Downloads

© Cover: Verlag, Foto(s): Eric Koch / Anefo, Nationaal Archief

Presse- und Autorenstimmen

... Koestler’s finest novel ...

(

The New York Review of Books, April 2016

)

Das ist ein Buch, das in jedes Bücherregal gehört, unbedingt in den Kanon der großen Romane des 20. Jahrunderts.

(

Thea Dorn, Das literarische Quartett (ZDF), 22.06.2018

)

In jeder Zeile spürt man tatsächlich die existenzielle Bedrohung, der der Autor selbst ausgesetzt war. … Das gibt diesem Buch diese unfassbare Eindringlichkeit.

(

Volker Weidermann, Das literarische Quartett (ZDF), 22.06.2018

)

Textprobe(n)

Als man das Frühstück brachte, trank er einen Schluck Kaffee, ließ den Rest kalt werden und schrieb weiter. Seine Schrift, die in den letzten Tagen einen etwas zerfahrenen und weichen Charakter angenommen hatte, wurde wieder geschlossen und diszipliniert, die Schriftzeichen verkleinerten sich, die schwungvoll ausladenden Schleifen machten spitzen Winkeln Platz. Als er das ganze durchlas, fiel ihm selbst die Veränderung auf.
Um 11 Uhr vormittags wurde er wie gewöhnlich zum Spaziergang geholt und mußte unterbrechen. Im Hof angelangt, wurde ihm als Nachbar im Karussell nicht der alte Rip van Winkle, sondern ein magerer Bauer mit Bastschuhen zugeteilt. Rip van Winkle befand sich nicht im Hof, und Rubaschow erinnerte sich jetzt erst, daß er beim Frühstück das gewohnte Bürder, zur Sonne zur Freiheit vermißt hatte. Offenbar war der Alte abtransportiert worden, der Himmel wußte, wohin; eine arme, verstaubte Motte vom Vorjahr, die ihre Lebensfrist auf wunderbare und nutzlose Weise überdauert hatte – um zur Unzeit aufzutauchen, ein paarmal blind im Kreise zu flattern und dann in einem Winkel zu Staub zu zerfallen.
Der Bauer trottete anfangs schweigsam neben Rubaschow her und musterte ihn von der Seite. Nach dem ersten Rundgang räusperte er mehrmals, und nach einem weiteren Rundgang sagte er:
"Ich bin aus dem Gouvernement D. Warst du einmal dort, gnädiger Herr?"
Rubaschow verneinte. Es handelte sich um ein entlegenes Gebiet im Osten, von dem er nur vage Vorstellungen hatte.
"Zu uns ist es eben weit", sagte der Bauer. "Man muß auf Kamelen reiten, um bis dorthin zu kommen. Bist du auch ein Politischer, gnädiger Herr?"
Rubaschow bejahte. Auf den Bastschuhen des Bauern waren die Sohlen halb abgerissen, er ging mit den nackten Zehen auf dem festgestampften Schnee. Er hatte einen dünnen Hals und nickte beim Sprechen vor sich hin, als wiederhole er das Amen einer Litanei.
"Ich bin auch ein Politischer", sagte er. "Ich bin nämlich ein Rückschrittler. Man sagt, daß alle Rückschrittler auf zehn Jahre verschickt werden sollen. Glaubst du, daß man mich auf zehn Jahre verschicken wird, gnädiger Herr ?"
Er nickte vor sich hin und schielte nach den Posten im Mittelpunkt des Karussells, die einen kleinen Kreis bildeten, mit den Füßen
stampften und sich um die Gefangenen nicht kümmerten.
"Was hast du denn angestellt?", fragte Rubaschow.
"Ich habe mich als Rückschrittler entlarvt beim Stechen der Kinder", sagte der Bauer. "Die Regierung schickt nämlich jedes Jahr eine Kommission zu uns. Vor zwei Jahren hat sie Hefte zum Lesen geschickt und eine ganze Menge Bilder von sich selbst. Im vorigen Jahre hat sie eine Dreschmaschine und Bürsten zum Reiben der Zähne geschickt. In diesem Jahre schickte sie kleine Röhren aus Glas mit Nadeln am Ende, zum Stechen der Kinder. Eine Frau war dabei in Männerhosen, die wollte die Kinder der Reihe nach stechen. Als sie zu mir kommen wollten, haben meine Frau und ich die Türe verriegelt und uns als politische Rückschrittler entlarvt. Dann haben wir alle zusammen die Hefte und die Bilder verbrannt und die Dreschmaschine zerbrochen, und dann haben sie uns einen Monat später geholt."

Sonnenfinsternis
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover
256 Seiten
Format: 140 x 220 mm
Auslieferung: ab 22. Mai 2018
D: 28,00 Euro A: 28,80 Euro CH: k. A.

ISBN (Print) 978-3-942788-00-7

ALS EBOOK:
Datenformat(e): epub
Auslieferung: ab ab 22. Mai 2018
D: 20,99 Euro A: k. A. CH: k. A.
ISBN (eBook) 978-3-939483-44-1

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Dr. Thomas Pago (Verleger)
+49 (0)2541 800396
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