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Diesseits, Ein Hirnroman

Belletristik

Dietrich zur Nedden

Diesseits, Ein Hirnroman

Die Bilder auf dem Computerbildschirm der Klinik lassen keinen Zweifel zu: Hannes Weckerling hat einen Hirntumor von der Größe einer Fleischtomate. »Das war‘s«, ist sein erster Gedanke. Er verliert den Boden unter den Füßen. Was scheint wie eine ganz gewöhnliche Krankengeschichte, täuscht: Denn Dietrich zur Nedden macht aus der profanen Krisenbewältigung eine Kunstform: Literatur.

Verlagstexte

"Das ist das schwierigste Buch, das ich jemals setzen musste", urteilte Typografen-Koryphäe Friedrich Forssmann. Immerhin gestaltete Forssmann bereits Arno Schmidts Zettels Traum, den selbst der Autor für 'unsetzbar' hielt. Sieben Ebenen sind es, um alle erzählerischen Bestandteile des autobiografisch geprägten Romans Diesseits von dem hannoverschen Autor Dietrich zur Nedden unterzubringen.

Hauptakteur in Diesseits. Ein Hinroman ist der Schriftsteller Hannes Weckerling, dessen komplexer Gedankenwelt mit dem anspruchsvoll gestalteten Buch Ausdruck verliehen wird.

Weckerling ist wohl das, was man unter einem 'liebenswerten Unruhestifter' versteht: Vater zweier Kinder und mit seiner Lebensgefährtin an seiner Seite tritt er als gewitzter Autor auf und hält Distanz zu den allgegenwärtigen technischen Errungenschaften. Er nimmt sich selbst und das Leben zwar wichtig, aber nicht so ernst, als plötzlich ihm die Ärzte nach einem epileptischen Anfall eine folgenschwere Diagnose stellen: Hirntumor.
Nicht länger die Mitmenschen durch sein oft bizarres Verhalten irritierend, will sich Weckerling für den fundamentalen Riss in seinem Dasein wappnen. Dabei übernimmt er von Ratschlägen nur das, was in ihm nachhallt. Als eigensinniger Zeitgenosse meint er, eine intuitive Strategie des Widerstands und der Überwindung zu finden. In seinen Kladden schreibt er assoziativ viele Gedanken nieder. Immer stärker saugt er damit den Leser in den Strudel dessen hinein, was sich im Verlauf dieser Krise in seiner Seele entwickelt. Aus dem Wechselspiel der verschiedenen erzählerischen Bestandteile, verwoben mit Zitaten, Songtexten, Radioansagen und Haikus, erwächst die eindringliche und sprachlich virtuose Schilderung einer existentiellen Geschichte mit autobiografischen Zügen.

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© Cover: Verlag, Foto(s): privat

Presse- und Autorenstimmen

Geniale Schnittmenge zwischen Diesseits und Jenseits: lakonisch, poetisch und tief berührend bis zum letzten Atemzug – und vor allem beim ersten danach!

(

Felicitas Hoppe

)

Textprobe(n)

2 / Insel der grauen Mönche

Weckerling war gen Nordseeküste aufgebrochen, um mit der Fähre nach Schiermonnikoog überzusetzen. Obwohl die Fahrt von Hannover aus bloß für ein Wochenende kaum zu rechtfertigen war, hatte er sich gleichsam intuitiv zu dem Ausflug entschlossen, als er aufschnappte, was der niederländische Name bedeutet. Die ›Insel der grauen Mönche‹ schien wie dafür geschaffen, Weckerlings fahlem Gemüt in einer dialektischen Volte wärmere Farben hinzuzufügen.

Marina wunderte sich, als Weckerling ihr am Abend zuvor so plötzlich von seiner Absicht erzählte. Sie hatte allen Grund, unwirsch darauf zu reagieren, denn sie müsste sich alleine um David und Jonathan kümmern, während sie zugleich dringend Entwürfe fertig zu stellen hatte für einen Kunden, der nach der nun dritten Verschiebung des Abgabetermins ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch trommelte. Da Marina jedoch die kümmerliche Verfassung und so manches seltsame Gebaren ihres Mannes seit Längerem stutzig machte, ließ sie es bei einem vernehmlichen Seufzer bewenden.
Um rechtzeitig in Lauwersoog einzutreffen, wo die Fähre pünktlich ablegen würde, brach Weckerling um kurz nach halb fünf Uhr in der Frühe auf. Ihn umgeisterte eine Benommenheit, die dem flüchtigen, unruhigen Schlaf geschuldet sein mochte, gemischt mit vier oder sechs Bieren. Auch die vorletzte Nacht war zerfranst gewesen nach einem Auftritt mit Kollegen in einem kleinen Theater.
Für eine ekstatische Nummer der improvisierten Revue hatte Weckerling zur Ukulele gegriffen und einen Blues, nämlich McCartneys Why Don’t We Do It in The Road?, so hemmungslos und verwegen aus Leibeskräften gebrüllt, dass dem spärlichen Publikum angst und bange wurde. Das schwarze T-Shirt klebte schweißnass auf Weckerlings Haut, als der Freund und Kollege Karringer, der im Kontrast zu Weckerling diverse Musikinstrumente wahrhaftig beherrschte, ihm auf die Schulter klopfte – gleich einem ironisch gefärbten Zeichen aufrichtiger Anerkennung des Wagemuts. Dieses Tages letzte Notiz in Weckerlings Kladde meinte: Halb zog sie sich, halb sank sie hin, die Nacht.

Unentwegt schneite es seit Tagen, der Räumungsdienst hatte längst aufgegeben. Vom Asphalt war so gut wie nichts zu sehen, der alte Golf neigte zum Schliddern und Schlingern. Weckerling, kein begnadeter Autofahrer und selten am Steuer, war dazu gezwungen, sich beständig zu konzentrieren und Vorsicht walten zu lassen. Vielleicht deshalb wirbelte ein Schmerz inmitten des Schädels, als treibe ein Spiralbohrer ein sadistisches Spiel.
Mühselig das unermessliche Schneegestöber, diffus und bloß für wenige Augenblicke wirklich durchdringend, verhexten die Scheinwerferlichter das Draußen in spukhafte Sphären. Pupille und Iris des linken Auges spielten obendrein verrückt, so empfand es Weckerling, weil er immer weniger sah. Bunte Blitze verhedderten sich mit einem Flimmern, ein Bild nach dem andern überlagerte die jeweils eigene Kopie. Eingeschüchtert schwankend zwischen Panik und Lähmung spähte Weckerling rechts nach einem Schild, das ihm bitte einen Parkplatz offerieren würde.
Da! Endlich!

Diesseits, Ein Hirnroman
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Softcover
248 Seiten
Format: 138 x 210 mm
Auslieferung: ab 2. März 2020
D: 20,00 Euro A: 20,60 Euro CH: 21,19 CHF

ISBN (Print) 978-3-86674-614-5

ALS EBOOK:
Datenformat(e): epub
Auslieferung: ab 6. März 2020
D: 14,99 Euro A: 15,50 Euro CH: 15,88 CHF
ISBN (eBook) 978-3-86674-753-7

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