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Eine tausendmal wiederholte Lüge

Belletristik

Manuel Jorge Marmelo

Eine tausendmal wiederholte Lüge

Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler

Ein Buch, das es nicht gibt, voller Geschichten, die nur ausgedacht sind. Eine tausendmal wiederholte Lüge, oder schlicht Literatur? Nie würde sich der Erzähler die Mühe machen, das Buch selbst zu schreiben. Es genügt ihm eine in Leder gebundene Sammlung von wahllos aus dem Internet kopierten Texten und das Fabulieren über einen jüdischen Autor auf der Flucht vor sich selbst, der sich in den Wirren des 20. Jahrhunderts verliert, mitsamt seinem Meisterwerk, das niemand kennt …

Verlagstexte

Um der Anonymität seines gewöhnlichen Lebens zu entkommen, der Einsamkeit beim Schreiben und dem Vergessen durch künftige Leser, erfindet der Erzähler ein monumentales Werk und seinen Autor – Oscar Schidinski, einen ungarischen Juden mit wechselvollem Leben – dazu eine Vielzahl an Protagonisten und Geschichten.

Mit wachsender Begeisterung erzählt er seinen Mitreisenden im Stadtbus über das Unglück des Zebramanns von Polvorosa, das Chaos im Postwesen von Granada, den Fluch eines Seemanns namens Albrecht sowie über die Erinnerungen des alten Afonso Cão, dem Freund von Cassiano Consciência, Rechtsanwalt und Besitzer des einzigen bekannten Exemplars des Romans "Die eroberte Stadt", Oscar Schidinskis Meisterwerk.

Immer großartigere Handlungsstränge des erfundenen Romans, immer konkretere und abenteuerliche biografische Details seines angeblichen Autors entwirft er, verstrickt sich in literarische Konstruktionen und Exkurse über die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts und die Weltliteratur, löst sie elegant wieder auf und stellt gelegentlich alles infrage, was er zuvor spannungsreich aufgebaut hat – einschließlich seiner eigenen Biografie –, um zu erzählen und zu erzählen, wie eine moderne Scheherazade, der niemand mehr zuhört.

Und während der Stadtbus durch das Viertel Cedofeita in Porto fährt, reist, wer ihn erzählen hört, von Belize nach Budapest, über Honduras und die Schweizer Alpen, nach Paris und Lissabon.

Den ersehnten Ruhm wird der Erzähler nie erringen – es sei denn in kurzen Augenblicken – doch möglicherweise findet er auf diesem Weg seine Liebe.

Oder ist auch das nur eine Erfindung?

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© Cover: Verlag, Foto(s): privat

Textprobe(n)

Kennen Sie die Geschichte vom Zebramann?

Wollen Sie sie hören? Ich erzähle sie Ihnen so, wie Marcos Sacatepequez sie schrieb. Oder genauer, wie Oscar Schidinski sagt, dass er sie geschrieben habe.

Nämlich:

Polvorosa ist ein pueblo, wie viele in diesem Land der Bananenstauden und Kakaoplantagen. Es besteht aus einer staubigen Straße, die von der Sandpiste von Insolación Richtung Norden abzweigt. Zu beiden Seiten reihen sich fünfzehn oder zwanzig Gebäude aus Holz aneinander, fast alle verwahrlost, verblichen und vom Zahn der Zeit angenagt. Es gibt ein Geschäft, in dem man bei Bedarf einige einfache Dinge erwerben kann: Kerzen, Kerosin, Trockenfleisch, Reis und Bohnen, Zuckerrohrschnaps, Nägel, ein bisschen Bekleidung und Seife. Kaum mehr. Rechts vom Ortseingang befindet sich inmitten der Häuser ein etwas weniger erbärmliches Gebäude aus Backsteinen, gekalkt und zwei Stockwerke hoch, mit einem Balkon auf gusseisernen Pfeilern. Dort wohnen die Fuentes.

Die Fuentes waren die ersten Siedler in dieser Gegend, und ihnen gehört alles, was hier lebt, alle unbeweglichen Dinge und auch die Menschen, falls sie nicht ohnehin irgendwie mit ihnen verwandt sind.

Hinter den Häusern fließt ein kleiner Fluss, und dahinter stehen die Kakaoplantagen, die so gut wie einzige Einkommensquelle des pueblos. Polvorosa wäre also ein Ort, den es sich kaum zu besuchen lohnte, noch weniger zu erwähnen, gäbe es dort nicht einen, der völlig anders ist als alle anderen bekannten Menschen. Man nennt ihn den Zebramann, und er ist eine so außergewöhnliche Erscheinung, dass, wäre der pueblo nicht derart weit draußen, am Ende der Welt, dort bereits Leute aus allen Himmelsrichtungen, Gelehrte, Wissenschaftler, Ärzte und einfach nur Neugierige auf der Suche nach Absonderlichkeiten aller Art hingeströmt wären, nur um ihn zu sehen und sich zu vergewissern, dass es ihn tatsächlich gibt, so, wie man es sich erzählt.

Soll ich fortfahren?

Als die Fuentes hierher kamen – ein Mann, seine Frau, sechs Burschen und zwei Mädchen, noch keine fünfzehn Jahre alt, dazu ein Schwein, ein Hahn und drei junge Hennen – war Polvorosa nicht mehr als ein Ort ohne Namen, heiß, abgelegen und mitten im Dschungel. Es gab keine Straße, kein Haus, und die erste Hütte, die hier errichtet wurde, baute der alte Fuentes mit eigenen Händen. Knorrig und derb scheint er gewesen zu sein und bereits unter der feuchten Härte des Landes geboren, ein Enkel galicischer Einwanderer, die schon im 18. Jahrhundert hier sesshaft geworden waren. Man weiß nicht, wie er in den Besitz von so viel Land kam und auch nicht, wie viel er dafür bezahlte, doch in einer Schublade aus dunklem Holz im Steinhaus liegt ein vergilbtes Dokument, das die Eigentumsrechte belegt, die übrigens nie jemand in Zweifel zog.

Eine tausendmal wiederholte Lüge
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover
216 Seiten
Format: 145 x 220 mm
Auslieferung: ab 29. April 2015
D: 18,80 Euro A: 19,40 Euro CH: 24,10 CHF (UVP)

ISBN (Print) 978-3-940666-63-5

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Inge Holzheimer
+49 (0)89 1711928-0
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