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Re-Print - Appropriation (&) Literature

Sachbuch

Re-Print - Appropriation (&) Literature

Herausgegeben von Annette Gilbert unter Mitarbeit von von Tobias Amslinger und Mirja Aye. Übersetzungen ins Englische von Uljana Wolf und Shane Anderson.

Was ist ein Kunstwerk? Was ist Genie? Gibt es den großen einzigartigen Einfall? oder schöpft alle Kunst, alle Literatur aus tradierten Mustern, Stoffen und Details? Ist der Autor als Instanz gar so tot, dass man ihn enteignen darf? Eine dringende Frage in einer Zeit des "Cut und Paste", da das Urheberrecht durch die neuen Medien erschüttert wird und zugleich ein Minister zurücktreten muss, der in seiner Doktorarbeit übernommene Stellen nicht ausreichend kenntlich gemacht hat. Appropriation heißt die Kunst, die die ganze Fragestellung ad absurdum führt. Re-Print versammelt 126 Beispiele und ist die weltweit einzige Überblicksanthologie zum Thema, englisch/deutsch, durchgehend farbig.

Verlagstexte

„The New Sentence? The Old Sentence, reframed, is enough.” (Kenneth Goldsmith)

Seit den 1960er Jahren stellen Autorinnen und Autoren die Idee der Originalität und Kreativität in der Literatur radikal in Frage. Für ihre Bücher schreiben sie keine neuen Texte, sondern bedienen sich am Fundus der Tradition: Werke der Weltliteratur und Geistesgeschichte werden abgeschrieben, gekürzt, variiert, alphabetisiert oder einfach kopiert und unter eigenem Namen wiederaufgelegt. Inzwischen hat die Appropriation Literature eine kritische Masse überschritten und weist selbst eine eigene Tradition auf. Die vorliegende Anthologie bietet erstmals einen internationalen Überblick und stellt 126 Bücher und Projekte von über 90 Autorinnen und Autoren in farbigen Abbildungen und mit Kommentaren vor.

Annette Gilbert (Dr. phil.) ist Literaturwissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind experimentelle Schreibweisen, Künstlerbücher, Konzeptkunst und InterArt Studies.

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© Cover: Verlag

Textprobe(n)

Die Bücher, die in dieser Anthologie vorgestellt werden, polarisieren. Es geht eine Irritation von ihnen aus, für die man sich rechtfertigen zu müssen glaubt, ja vor der man mitunter sogar meint die potentiellen Leser schützen zu müssen, wie ein redaktioneller Kommentar in Reaktion auf die Vorstellung einiger dieser Bücher in einer Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie zeigt:

Sicher werden sich nicht wenige Leser nach der Lektüre […] fragen, ob dieser Umgang der Künstler mit gedruckten Büchern seinen Sinn und seine Berechtigung hat. Auch in der Redaktion war man sich nicht einig, wie diese neue Tendenz im Buchdruck zu bewerten ist. Informationsbedürfnis hielten sich mit Verwunderung und Widerspruch die Waage. Dem Informationsbedürfnis ist der Vorrang gewahrt worden.

Auch die großen renommierten Literaturverlage reagieren eher zögerlich auf entsprechende Publikationsanfragen. Als typische Ablehnungsgründe können beispielhaft die folgenden gelten, die Elisabeth Tonnard bezüglich ihres Erasure-Buchs Let us go then, you and I (2003) erhielt: "leider sehen wir keinen Markt für das Buch" und "Ihr Konzept ist meiner Meinung nach zu speziell, zu experimentell." Dass hier unvereinbare literarische bzw. ästhetische Wertmaßstäbe aufeinandertreffen, bezeugen auch Formulierungen wie: "Wir finden es nicht originell genug". Oder auch: "für eine Veröffentlichung fehlt die literarische Qualität." Die Zumutung, als die solche Literatur offenbar in etablierten Verlagen empfunden wird, gipfelt in ironischen Ablehnungsbriefen wie dem abgebildeten (Abb. 1, vgl. Abbildungsteil S. 41-47), der sich zwar selbst als poetisch inszeniert, jedoch v. a. von der Begrenztheit und den Zwängen des Literaturbetriebs Zeugnis ablegt.

Wenn solche Bücher dann doch einmal größeren Erfolg haben, ist auch das zum Teil ihrer 'Andersheit' zu verdanken, mit der sich in manchem Fall durchaus mediale Aufmerksamkeit erzeugen lässt. So wurde Jonathan Safran Foers weltweit euphorisch rezensiertes Erasure-Buch Tree of Codes (2010) mit unzähligen Videoclips beworben, die erstaunte und freudig überraschte Menschen beim Blättern zeigten. Ob nun ablehnend, vorsichtig-abwartend oder euphorisch – die Reaktionen auf die in der vorliegenden Anthologie präsentierten Bücher sind Ausdruck der radikalen Andersheit des Phänomens und der Widerstände, mit denen sich diese "neue Art des Büchermachens" auseinanderzusetzen hat.

Worin genau besteht die Provokation? In allen Fällen wurden keine neuen, eigenen Texte produziert, sondern bereits existierende Texte oder gar ganze Bücher angeeignet und unter neuer Autorschaft wiederaufgelegt, was dem Innovations- und Originalitätsdiktat unserer Kultur zuwiderläuft und daher als respektlose Anmaßung oder dreistes Plagiat verstanden wird – erst recht, wenn es sich um kanonische Texte der Weltliteratur oder Geistesgeschichte handelt. Dies gilt gleichermaßen für Aneignungen ohne jegliche Änderung am gegebenen Text bzw. Buch wie für Aneignungen mit Modifikationen.

Re-Print - Appropriation (&) Literature
Annette Gilbert
ALS BUCH:
Softcover
ca. 580 Seiten
Format 135 x 200 mm
Auslieferung Anfang November 2014
D: 39,80 Euro A: k. A. CH: k. A.

IBN (Print) 978-3-939557-67-8

Der Verlag im Netz:

Pressekontakt des Verlages:

Annette Kühn
+49 (0)611 7167891
annette.kuehn(at)luxbooks.com

Vertriebskontakt des Verlages:

Annette Kühn
+49 (0)611 7167891
annette.kuehn(at)luxbooks.com