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Königin der Nacht

Belletristik

Bille Haag

Königin der Nacht

Eine deutsche Geschichte aus der Zeit zwischen 1906 bis 1989. Lili Kordewans Reich- und Sichtweite, ihre Auslegung von Mozarts "Zauberflöte" geben den Ton, die Bühne, willkürlich ausgedeutet nach Lage der Dinge. Bille Haags neuer Roman über Glücksanspruch und Heilsversprechen, übers Wegsehen und Blindsein.

Verlagstexte

Lili, das ungewollte Kind, lernt früh, sich zwischen ihren zerstrittenen Eltern dolmetschend zu behaupten, lernt (mit Lust) zu intrigieren. Ihre bemerkenswerte Musikalität (Gesang und Klavier), ihre Selbstinszenierung fallen bei dem Großartigkeits-Stil der Zeit auf fruchtbaren Boden.

Auf ihrer eigenen kleinen Bühne sieht sie sich als "Pamina", die in Sehnsucht vergeht nach "Tamino", dem Prinzen aus dem Nichts. Realiter ist das Johnny, ihr Geliebter, Johann Ohne: ein schöner Mann, ein mittelmäßig begabter Taugenichts – den zu lieben sie beschlossen hat. Der "Weltenbrand" um sie herum interessiert sie kaum, der gehört zu den "Prüfungen", die auf dem Weg "zum Großen und Ganzen" zu bestehen sind, der versorgt sie wie nebenbei mit Schnäppchen aus beschlagnahmtem Eigentum.

Ihr "fanatischer" Aufbruch in die "neue Zeit" macht sie taub gegenüber fremdem Leid. Erst als ihr Instinkt für Macht nicht mehr wirkt, verwandelt sie sich endgültig in die "Königin der Nacht", die mit wuchtigem Zorn auf Kränkung und Machtverlust reagiert und dabei verliert. Nach dem "Zusammenbruch" wird geschwiegen oder zurechtgebogen – wie im Fall Werner Höfer. Die Nachlebenden aber blicken auf die alte Macht wie durch ein umgekehrtes Fernrohr ...

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© Cover: Verlag, Foto(s): Conny Ehm

Textprobe(n)

Vom Himmel herab habe im November neunzehnhundert­fünf eine Kette gehangen mit einem Kessel daran, in dem Kinder aus dem Friedrichstadt­-Viertel in Düsseldorf Hexen­suppe bereiteten, um den Nebel zu vertreiben, der den Eltern als Vorwand diente, das Spielen auf der Straße zu verbieten. So erzählt das Franz Schmitt, der Zigarrenfranz, seinem spät geborenen Sohn, und so erfährt es schließlich auch der Erzähler dieser Geschichte.

Franz Schmitt war als Kind selbst dabei und ist beim Er­innern so aufgeregt, als wäre das Geschehen noch in Reich­weite. Die Hexensuppe hätten sie zunächst kalt angesetzt mit fesen Zutaten, frag nicht, was. Dann sei Feuer unterm Kessel gemacht worden, zunächst schüchtern, danach aber mit Kohlen so heiß, dass die Flüssigkeit bald verdampft war. Hastig, schnell, schnell, hatte jedes Kind in den Suppen­ kessel zu pinkeln, Jungen und Mädchen, und nur deshalb sei das passiert, wovon noch erzählt werden muss. Doch der Erzähler der ganzen Geschichte, der auch weiß, dass die Kette nicht vom Himmel, sondern nur von der Regentraufe herabhing, tritt vorerst hinter die Geschichte zurück. Auf ihn kommt es noch nicht an, er ist nur der Vermittler und lässt erst einmal den Zigarrenfranz erzählen.

Wegen der Hitze nicht richtig in den Kessel gezielt, und die Mädchen sowieso daneben, beinahe wäre davon das Feuer erloschen, hätte nicht einer Petroleum auf die Glut. Eine Stichfamme sei hochgeschossen wie aus einem Teu­felskästchen, habe in Schuhe und Kleider gebissen, sei ins Haar gezischt, über die Haut gefaucht und dann ins Stroh zu den Hühnern gefogen.

Die Töchter vom Schuhmachermeister Kordewan sind blindlings davongerannt, zwei Häuser weiter, die Treppe hin­ auf in den ersten Stock, wo ihre Mutter immer Klavier spielt, wenn sie nicht die Geschäftsbücher führt. In der Atem­losigkeit des Erschreckens erzählt das der Zigarrenfranz bis ins Alter und versieht sein Erinnern mit Einsprengseln aus Mozarts "Zauberföte". Sein Lebtag begleitet ihn diese deutsche Oper, man wird sehen.

Die Mädchen riechen nach Rauch, sind versengt, schrei­en und zeigen der Mutter und auch der Kleinsten, dem Lottchen: Da hinten brennt es, dem Bäcker sein Hühner­stall brennt. Ihre Stimmen sind so sehr verbrannt, dass die Mutter ihre Hände von den Klaviertasten nimmt, nach dem Vater ruft, der aber, Gott weiß wo, bei Kunden mal wieder. Mutter Louise fleht laut durchs Haus Eimer und Lappen herbei, Lehrling und Geselle rennen, der Klumpfuß ­Beheim hintennach, bei Feuer muss jeder ran. Auch der Bäcker, dem die Hühner gehören und der Zigarrenfranz, der beherzt das versengte Federvieh rettet. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen, nur der Schuppen ist futsch, heißt es in Notizen zu diesem Ereignis.

Königin der Nacht
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover mit Schutzumschlag

mit Lesebändchen

302 Seiten
Format: k. A.
Auslieferung: 25. Juli 2016
D: 22,00 Euro A: 22,70 Euro CH: k. A.

ISBN (Print) 978-3-86351-421-1

Der Verlag im Netz:

Pressekontakt des Verlages:

Annette Maria Rieger
+49 (0)7445 859086
annette-maria.rieger(at)kloepfer-meyer.de

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