x
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Leben & Kunst

Belletristik

Janosch (Horst Eckert)

Leben & Kunst

Mit einem Vorwort von Eva-Suzanne Beyer
Neuausgabe im neuen Format mit zahlreichen farbigen Abbildungen

Janosch feiert seinen 85. Geburtstag! Anlass genug für Merlin, einige von Janoschs Werken in neuen Ausgaben vorzustellen, darunter auch "Leben & Kunst".

Verlagstexte

Jeder kennt sie: Tiger und Bär, die Tigerente, Günther Kastenfrosch und die vielen anderen Figuren des Herrn Janosch.

Janosch hat das Lebensgefühl von zwei Generationen in der Kindheit mitgeprägt. Vor Leuten, die ihn lieben, kann er sich längst nicht mehr retten. Ebenso wenig vor solchen, die etwas von ihm wollen.

Der mehrfach preisgekrönte Autor und Illustrator von Kinderbüchern, aber auch von Romanen und Theaterstücken für Erwachsene ist dabei durchaus ein Star mit Allüren. Öffentliche Auftritte meidet er und Interviews gibt er so gut wie nie. Auch muss man ihm nicht alles glauben...

Doch nun liegt sie endlich wieder vor – die von Janosch autorisierte (Auto-) Biographie "Leben & Kunst". Ein Fanbuch mit Interviews, Reminiszenzen, Beiträgen verschiedener Autoren – vor allem aber mit vielen, vielen Bildern: von Janosch gemalt, radiert oder ihn zeigend auf Fotos: in der Hängematte, bei der Arbeit und im Gespräch. Die erste Biographie mit einem Gespräch mit Astrid Lindgren!

Am 11. März 2016 wird Janosch 85!!!

Downloads

© Cover: Verlag, Foto(s): Verlag

Presse- und Autorenstimmen

In drei großen Interviews beantwortet Janosch einem fingierten Alter Ego, dem Journalisten Jan Skral, Fragen, die sich mit dem Glück beschäftigen. Entstanden ist daraus eine faszinierende Mischung aus biografischen Bruchstücken, Lebensbeichte und moralischem Verwirrspiel ...

(

Roswitha Budeus-Budde, Die Zeit

)

Video

Textprobe(n)

Im Mai 1994 führten der polnische Journalist Jan Skral und Janosch auf der Insel Gomera ein weinseliges Gespräch, – ausgedehnt über drei Abende, – das Jan Skral aufzeichnete, so gut es ging. Bekanntlich liegt im Wein die Wahrheit. Janosch sagte an diesen Abenden, was er denkt, wie er gelebt und was er erlebt hat: Die Biographie einer Seligkeit.

Jan Skral, Jahrgang 1934, wurde in Lwow geboren und lebt seit 1963 in Tanger.

S: Nach 63 Jahren Leben – und davon 40 Jahre als ein Herr Janosch gelebt zu haben – war dies ein Glück oder nicht?

J: Das zu beantworten wäre eine lange Rede. Doch darf ich Ihnen schon jetzt sagen, wie es mich davor graust, ausgefragt zu werden. Erfahrungsgemäß werden Sie manches verdrehen, verändern, spätestens der Redakteur oder Lektor wird einen schlechten Tag haben und das, was Sie hinschreiben, noch einmal zerstören; Lektoren haben vom Schreiben so viel Ahnung wie ein Hecht von Hechtsuppe; sie richten in der Literatur mehr Schaden an als ein Wildschwein in einem Frisiersalon ... Da kann ich gleich selbst lügen. Ist Ihnen das recht?

S: "Der Mensch kann nichts verbergen", sagte Laotse. Schon wie einer über die Straße geht, ist seine Biographie – wenn man sie nur zu lesen versteht. Die Leute sagen, Sie heißen oder hießen ganz anders ...

J: Bitte sagen Sie nicht diesen Namen! Sonst kommen wir nicht zu einer vernünftigen Rede. Das trifft mich wie ein elektrischer Schlag. Ich erkläre es Ihnen: Wenn meine Mutter mich zutiefst beleidigen wollte, sagte sie: du gehst ganz nach diesen ... (sie nannte dann unseren Familiennamen; also den meines Vaters) – und so etwas sitzt. Den Namen hören und dadurch beleidigt werden, das ist ein Programm. Name ist Magie, ich erzähle später mehr darüber. Das ist nicht mehr zu löschen. Obendrein gab man mir den Vornamen Horst, weil mein Vater damals in der SA war – nur kurzfristig, dann warf man ihn hinaus, ich weiß nicht warum. Und nichts hasse ich so wie die Nazis. Dabei nannte mich nie einer in der Verwandtschaft mit diesem Namen. Meine eine Großmutter sagte Chotko, mein Vater nannte mich Josef – keiner war mit diesem verfluchten Namen zufrieden. Verstanden?

S: Ja. Geriet Herr Janosch dann nach diesen ... (ich sags nicht!) – oder nicht?

J: Ja. Zum Glück, ich erbte diese wunderbaren Gene des kleinen Wahnsinns und lebe davon. Denn diese famosen Leute waren von Geburt urkomische Verzweiflungsclowns, ohne es zu wissen. Merkwürdige Komiker, die in dieser großen Not, in der sie leben mußten, immer dieses rettende, verzweifelte Lachen vor dem ausweglosen Inferno in der Reserve hatten, wenn es nicht mehr weiterging; und eigentlich ging es nie weiter. Sie waren so arm, wie man es sich nicht vorstellen kann. Bis zur vorletzten Generation war meine Großmutter noch Leibeigene auf einem Gut, bei einem Adligen. Mein Vater schätzte die Adligen und beugte sich der Macht; ich verabscheue die Macht und den, der über Menschen verfügt. Ich bin ein geborener und nicht zu bekehrender Anarchist, lieber Skral, das sage ich schon jetzt, damit es nicht übersehen wird. Über Menschen zu verfügen, – dazu zähle ich auch die Einberufung zu einer Bundeswehr. Es gäbe genügend Freiwillige. Meine Großmutter war eine Dienstmagd mit Namen Franziska Kontik. Mein Großvater ist mit 12 Jahren ins Bergwerk eingefahren, einmal ein Mädel getroffen, sie geheiratet, sie kamen von jenseits der Grenze, also Polen. Er von Krolewska Chuta, sie von Bielszowice. Beide konnten weder lesen noch schreiben. Wären sie dort geblieben, wäre ich als Pole geboren und mein Leben wäre anders verlaufen. Die Deutschen hatten die Macht und verfügten. Mein Gott, versorgt mich allein dieser Gedanke mit Adrenalin!

S: Aber dieser Name Janosch ...?

J: Ich sagte schon, alles das ist eine lange Rede. Auf der Suche nach einem Job geriet ich 1959 an den Verleger Georg Lentz, ich wollte dort vielleicht illustrieren, wenn möglich. Konnte freilich weder zeichnen noch schreiben, nicht einmal orthographisch – (heißt das so?) – richtig. Lentz ist ein teuflischer Vogel, immer zu Unfug bereit – entdeckte als erster diese Komik (ich selbst streite sie eher ab). Er meinte also, in mir diese Clownerie gesehen zu haben, und wir besoffen uns ganz schön zusammen. "Nur dieser Name, der ist doch Scheiße, Junge. Du bist ab jetzt Pole und heißt – wie willst du heißen?" Ich sagte in seligem Halbrausch "Janosch" nur so dahin, und dann schuf er eine Legende über mich. Er erzählte, wohl um die Mädels zu unterhalten, – Mädels waren damals sein Hauptvergnügen, er war viel schöner als ich, er bekam sie alle, ich keine einzige – er schuf also diese Janosch-Legende. Haarsträubend schöne Geschichten über mich. Alle erlogen – aber wir machten ein Buch. Name ist Magie – sagte ich das schon? Ja. Und jetzt jüngst schrieb ich ein Buch über einen, der mit einem falschen Namen geboren wurde: Norbert Fürchtegott Mainka. Nie konnte er unter diesem Namen ein Mensch werden und starb letztlich daran, daß er in Duisburg in einem Hotel einen Hering zu viel aß, weil das Essen seine Firma bezahlte.

S: Welches Buch ist das?

J: VON DEM GLÜCK, HRDLAK GEKANNT ZU HABEN – aber wieder so ein Beispiel, wie ein Lektor ein Buch versaut.

S: Und mit Georg Lentz – das Buch ...?

J: Hieß VALEK. Die Geschichte von einem Pferd. 300 Auflage, 60 Stück verkauft. Noch 5 Bücher – insgesamt 70 verkauft, dann ging der Verlag (aus anderen Gründen) pleite. Wie einer heißt, so wird sein Leben. Wer Dennis heißt, der trägt hinten einen kleinen Zopf. Wer Martin heißt, wird vielleicht eine kleine Pfeife – doch Pardon, stimmt nicht immer: Martin Heidegger war ein famoser Denker. Wenn man ihm seine Nazifreundschaft verzeiht. Verzeihen wir ihm das?

(Skral sagt nein. Er sagt: Wer denkt, kann dort nicht andocken. Es sei denn, er denkt falsch. Dann ist er kein bemerkenswerter Denker.)

J: Das sehe ich anders. Ein Mensch darf zeitweilig irren. Was mir imponiert: Ein Ritterkreuzträger hat sein Ritterkreuz mit dem Ausdruck tiefster Scham und des Bedauerns zurückgegeben. Das ist ein Mensch, Skral, wie ich ihn schätze! Gegengeschichte: Jüngst fand eine Ehrenstunde der ehemaligen Ritterkreuzträger bei der Bundeswehr statt – welch eine Schande! Für die Mörder der 2. Garde ein Festakt – das ist der Zeitpunkt, wo man diesen Staat verlassen muß. Ein Freund erzählte mir, wie im letzten Krieg ein deutscher Ritterkreuzträger, verwundet, mit einem deutschen Eichenknüppel – um sich zu stützen – an einem im Bahnhof haltenden Zug vorbeiging, wo in Güterwagen, die Türen vernagelt, russische Gefangene waren und einer durch eine mit Stacheldraht versperrte kleine Luke eine verrostete Konservendose herausstreckte, um etwas Regen aufzufangen. Man muß sagen, daß die Gefangenen damals in diese vernagelten Güterzüge gesperrt wurden, so viele, daß sie nicht sitzen und nicht stehen konnten. Man ließ sie dort ohne Verpflegung meist elend umkommen. Da holt also dieses Schwein von Held mit dem Eichenknüppel aus und schlägt die Hand ab. Die fällt auf den Bahnsteig, hält noch die Konservendose, zuckt und läßt sie dann los, und diese Sau geht weiter, als Held, ohne sich umzudrehen, mit haßverzerrtem Gesicht – das ist ein Bild des deutschen Helden, des Krieges und letztlich des Menschen, das sich mir damals eingeprägt hat. Ja, mein lieber Skral. Und da brauchst du die Gene dieses verzweifelten Lachens vor dem Inferno. Wir alle wissen, daß jene Schweinehunde nach dem Krieg in der Industrie und in der Politik bestens aufgehoben wurden und manche noch heute die Fäden ziehen. Man sah das in dieser Feierstunde der Bundeswehr. Die Nazirichter – Jahrzehnte in Amt und Ehren. Die Henker meist über den Vatikan nach Südamerika entkommen. Die Geschichte geht weiter: Die Frau eines deutschen Generals hatte diese Schilderung in einem meiner Werke gelesen und sprach mich unfreundlich darauf an: ob ich dabei war und es gesehen hätte? – Nein. – Dann müsse sie mir sagen, daß sie viele Ritterkreuzträger persönlich kannte. Wenn sie zu ihrem Mann zu Kaffee und Kuchen kamen – es waren durchweg reizende Kerle, die nie vergaßen, ihr Blumen zu bringen. Und dieser General war nach dem Krieg General der Bundeswehr (Adel). Sie bekam eine vortreffliche Rente. Sehen Sie, lieber Skral, und deswegen bin ich Anarchist. Und halte es auch für die einzige akzeptable Lebensform. Nicht für alle, denn der Mensch ist zu dumm für die generelle Anarchie. Es gibt zu viele Vandalen, zu viele Säue. Anarchie braucht eine gesunde Ethik ... Und ein gesunder Staat braucht ehrenhafte Anarchisten.

Leben & Kunst
Erzählung(en)
ALS BUCH:
Broschur

fadengeheftet

160 Seiten
Format: 176 x 244 mm
Auslieferung: ab 15. Februar 2016
D: 22,00 Euro A: 22,70 Euro CH: k. A.

ISBN (Print) 978-3-875363-18-0

Die Autorin bzw. der Autor im Netz:

Der Verlag im Netz:

Pressekontakt des Verlages:

Dr. Katharina Eleonore Meyer (Geschäftsführerin)
+49 (0)4137 810524
presse(at)merlin-verlag.de

Vertriebskontakt des Verlages:

Dr. Katharina Eleonore Meyer (Geschäftsführerin)
+49 (0)4137 7207
info(at)merlin-verlag.de