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Die Bombe

Sachbuch

Sven Hannes

Die Bombe

Die Geschichte der Atombombentests von den Anfängen bis zur Gegenwart

Plötzlich ist der Einsatz von Atomwaffen wieder denkbar. Aber welche Bombentypen gibt es und was wissen wir über ihre unheimliche und faszinierende Wirkung?

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Verlagstexte

Acht Nationen haben 2.000 Nuklearsprengsätze zu Testzwecken gezündet. Diese Experimente werden hier ganz neu erzählt: als nationenübergreifende Wissenschafts- und Technologiegeschichte, die eine plastische Vorstellung dieser exotischen Sphäre liefert. In der Wissenschaftler, Militärs und Zulieferer mit haarsträubender Sorglosigkeit die Spirale des Schreckens immer weiter drehen. Der Variantenreichtum ihrer Versuche ist verblüffend, die Szenarien dahinter übertreffen düsterste Science-Fiction.

Souverän, spannend, schockierend und humorvoll. "Auch heute werden Gefahren unter dem Vorwand, sie verhindern zu wollen, erst erzeugt."

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© Cover: Verlag, Foto(s): k. A.

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Textprobe(n)

Das mit Abstand desaströseste Experiment der Sowjets findet am 14. September 1954 statt, und zwar nicht auf der STS (Semipalatinsk Test Site, kasachisches Testgelände), sondern auf dem militärischen Manövergelände von Tozkoje im Oblast Orenburg, mitten im dicht besiedelten Südural. Nur dreizehn Kilometer von der Stadt Tozk und vier Kilometer von der nächsten dörflichen Siedlung wird eine Atombombe mit der dreifachen Sprengkraft der Hiroshimabombe gezündet. Sie soll den realistischen Hintergrund für eine große Kampfübung erzeugen, an der nicht weniger als 45.000 Soldaten, 600 Panzer, 6.000 weitere Fahrzeugen, 520 Stück Artillerie und 320 Flugzeuge teilnehmen. Die Verlegung so vieler Einheiten in die Steppe von Kasachstan wird als zu aufwendig angesehen. Noch ausschlaggebender für die Ortswahl ist aber allem Anschein nach die Tatsache, dass die Landschaft, eine lockere Abfolge von Hügeln, kleinen Wäldchen und Freiflächen, große Ähnlichkeit zur Landschaft Westdeutschlands aufweist. Zudem gibt es mit der Samara einen Fluss, der im Planspiel die Rolle des Rheins übernehmen und unter Gefechtsbedingungen überquert werden soll. Die Sowjets bereiten sich nicht etwa auf eine Invasion vor. Sie sind aber fest entschlossen, den nächsten Krieg, welche Gründe auch immer zu seinem Ausbruch führen, nicht auf eigenem Territorium auszutragen. Es ist die Lehre des Zweiten Weltkriegs, in dem kein Land größere Zerstörungen zu ertragen hat als Russland. Westliche Militäranalysten werden diesen Hintergrund nie ganz verstehen.

Die Bombe zündet in 350 Metern Höhe über der Zielmarkierung, einem riesigen Kreuz aus Glasscherben und Kreide. Ihre Wirkung wurde fundamental unterschätzt. Sie hinterlässt im Zentrum des Übungsplatzes einen Brandfleck, der nach unterschiedlichen Zeugenaussagen einen Durchmesser von zwei bis vier Kilometern hat. Innerhalb dieser Fläche ist der Boden zu Asche zerfallen, kleine Bäche sind verdampft. Später wird man feststellen, dass sich der Boden kurzzeitig auf 1.000 Grad Celsius aufheizte. Die Druckwelle rasiert zwei Meter dicke Eichen auf Kniehöhe ab und schleudert den 300 Kilogramm schweren Lauf einer Haubitze vier Kilometer weit. Drei zuvor evakuierte Dörfer, die an das Gelände angrenzen, werden vollständig zerstört.

Minuten später erteilt Marshall Schukow, der Triumphator von Berlin, aus seinem Beobachtungsbunker den Angriffsbefehl. Bombergeschwader belegen die fiktive Stellung der "Südlichen", die sich jenseits des Flusses verschanzt haben, mit Bombenteppichen – das einzige überlieferte Beispiel eines kombinierten nuklear-konventionellen Bombardements. Neben Schukow beobachten auch Staatschef Chruschtschow und Professor Kurtschatow, was nun passiert. Die Soldaten und Panzer bewegen sich langsam in eine Landschaft, die der apokalyptischen Phantasie eines mittelalterlichen Altargemäldes entstammen könnte. Schon bald sind sie in den Staubwolken verschwunden. Sie verlieren die Orientierung. Die Formationen lösen sich auf.

Iwan Dubow, zum Zeitpunkt des Tests zwanzig Jahre alt und Sergeant der Chemischen Truppen, berichtet 1991 von seiner Teilnahme am Manöver. Als Dosimetrist durchquert er das Explosionszentrum zehn Minuten nach der Explosion und gelangt an eine Stelle, an der mehrere Versuchstiere festgebunden wurden, darunter ein Pferd, das immer noch aus eigener Kraft auf seinen vier Beinen steht: "Sein Körper war eine einzige große Brandwunde, sodass ich nicht feststellen konnte, von welcher Farbe das Pferd früher gewesen war. Es hatte ... keine Ohren und keine Augen mehr. Statt der Augen hatte das Tier tiefe blutende Höhlen. Auch das Fell an seinem Kopf war nicht mehr da. Es war ein nackter Pferdeschädel, der gierig Erde kaute. ... Ich habe das Pferd mit den Fingern berührt. Es hat meine Berührung gar nicht gespürt, es hatte alle Sinne verloren. Ganz instinktiv hat das nukleare Pferd die Erde gefressen, es hatte einen tödlichen Durst. Wahrscheinlich hat sein Inneres fürchterlich wehgetan. Äußere Schmerzen fühlte es nicht mehr. ... Ich habe meine Feldflasche genommen und das ganze Wasser auf seinem Schädel ausgegossen. Das Pferd schien es gar nicht wahrzunehmen. Obwohl ich bei dem Pferd nur wenige Minuten gestanden habe, kann ich es nicht vergessen. Manchmal sehe ich das nukleare Pferd in meinen Albträumen wieder: Es steht still vor meinem Haus und kaut mit seinem kahlen Kiefer die Erde. Um das Pferd herum tobt ein schwarzer radioaktiver Sturm ..."

Die Bombe
Politik und Zeitgeschichte
ALS BUCH:
Hardcover

farbiges Vorsatzpapier, 20 Abbildungen, Lesebändchen

25 Euro (D), 25,70 (A)

ISBN:

304 Seiten
Format: 135 x 215 mm
Auslieferung: ab 6. März 2017
D: 25,00 Euro A: 25,70 Euro CH: k. A.

ISBN (Print) 978-3-944122-34-2

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