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Die Geigen des Amnon Weinstein

Sachbuch

James A. Grymes

Die Geigen des Amnon Weinstein

Übersetzt aus dem Amerikanischen von Jürgen Reuß

"Ich restauriere nicht irgendwelche Geigen, ich arbeite an Geschichte. Die Nazis wollten nicht nur uns, sondern die gesamte jüdische Kultur zerstören – und nun sind wir hier. Die jüdische Kultur, sie lebt." – Amnon Weinstein

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Verlagstexte

Nachdem er jahrelang die Zerstörung seiner Familie im Holocaust verdrängte, beginnt der Geigenbauer Amnon Weinstein in seiner Werkstatt in Tel Aviv in den 1990er Jahren damit, Geigen zu restaurieren, die von jüdischen Musikern während des Holocausts gespielt wurden. Denn vor ihm steht ein Mann, der im Orchester von Auschwitz spielte, seine Violine über Jahrzehnte nicht angerührt hat und sie nun für seinen Enkel reparieren lassen will. Als Weinstein das Instrument öffnet, entdeckt er im Inneren Asche, die aus den Krematorien stammen muss.

Grymes erzählt die Geschichte von sieben Geigen, die Weinstein in den folgenden Jahren zu neuem Glanz und Leben erweckt: Für die Musiker konnten sie ein Mittel sein, um rechtzeitig aus Europa zu fliehen, wie bei Bronislaw Hubermann, dem Gründer des Palestine Orchestra, des späteren berühmten Israel Philharmonic Orchestra. Um nicht vollständig Mut und Verstand zu verlieren, wenn sie wie Erich Weininger bei seiner Odyssee nach Palästina von den Briten abgefangen und für Jahre nach Mauritius deportiert wurden. Oder wie Henry Meyer in Konzentrationslagern und Ghettos um ihr Leben spielten.

Geigen konnten sogar dazu dienen, sich mit Waffen zu wehren, wie die Geschichte von Mordechai Schlein zeigt, der es schaffte, mit Hilfe eines Geigenkastens, in dem er Sprengstoff versteckte, einen Club voller SS-Offiziere in die Luft zu jagen. Und sie wurden zum einzigen Andenken an lang vermisste Verwandte, wie bei Shimon Krongeld, dessen Instrument nach seinem Tod völlig unerwartet bei seiner Familie in Jerusalem auftauchte.

Hinter jeder dieser Geigen steht eine faszinierende und inspirierende Geschichte. Zusammen mit dem erschütternden Versuch Amnon Weinsteins, die eigene Familiengeschichte und die Geschichte seines Volkes zu verarbeiten, verbinden sich diese Geschichten zu einem zutiefst bewegenden, neuen Weg, den Holocaust zu verstehen.

Für sein Buch erhielt James A. Grymes 2014 den National Jewish Book Award.

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© Cover: Verlag, Foto(s): Donna Jernigan

Presse- und Autorenstimmen

Diese Geigen haben Unvorstellbares gesehen. Sie helfen uns, unsere Trauer, Betroffenheit und Freude auszudrücken.

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Simon Rattle

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Musikwissenschaftler Grymes auf der Spur von sieben Geigen und ihren jüdischen Besitzern in Nazi-Deutschland. Die Geschichten sind herzzerreißend. Eine der Violinen überlebte Auschwitz, eine andere begleitet ihren Besitzer sechs Jahre lang auf der Flucht. Mehr als nur die Geschichte eines Instrumentes, zeigt das Buch, wie Musik unterhalten, Trost spenden und sogar Leben retten kann. Selbst in der schwärzesten Stunde der Menschheit galt: "Wo Geigen waren, da gab es Hoffnung."

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New York Post

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Die wundervolle und tief bewegende Geschichte von Violinen, die von Juden während des Holocaust gespielt wurden.

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Publishers Weekly

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Video

Textprobe(n)

Kapitel 1: Die Wagner-Geige

Als Huberman im Dezember 1935 nach Palästina zurückkehrte, machte er sich voller Tatendrang an die Gründung eines Orchesters für die jüdischen Pioniere. Zu seinen zwei Konzerten in Tel Aviv kamen insgesamt 3.000 Besucher. Das erste Konzert richtete sich an eingefleischte Klassikliebhaber. Das zweite fand vor einfachen Arbeitern statt, die, wie Huberman gerne betonte, nicht weniger begeistert und respektvoll waren als jedes andere Publikum auch. Später erzählte er, dass er nie zuvor so stolz darauf gewesen sei, ein Jude zu sein, wie bei diesem Konzert für die Arbeiter. Genau dieses musikbegeisterte Umfeld machte den besonderen Reiz von Palästina aus. Huberman schätzte den Anteil der Konzertbesucher an der jüdischen Gesamtbevölkerung von Palästina auf sechs bis acht Mal höher als in europäischen Städten.

Inzwischen hatten Hubermans Pläne für das Palestine Orchestra konkretere Gestalt angenommen. In der New York Times vom 9. Februar 1936 veröffentlichte er einen Artikel mit dem Titel "Orchestra of Exiles". Das erste Konzert des Ensembles sollte am 24. Oktober in Tel Aviv stattfinden. Für die anschließende achtmonatige Konzertsaison setzte er sich das ehrgeizige Ziel von sechzig Konzerten in Tel Aviv, Jerusalem und Haifa und weiteren zwanzig Konzerten in kleineren ländlichen Kommunen. Jedes Programm sollte in den größeren Städten zweimal aufgeführt werden: einmal für wohlhabende Abonnenten und einmal für einfache Arbeiter. Adolf Busch – ein nichtjüdischer Geigenvirtuose, der seine deutsche Heimat einige Jahre zuvor aus Protest gegen das Naziregime verlassen hatte – sagte als Solist für die erste Saison zu. Weitere führende Künstler sollten eingeladen werden.

Dass Huberman vor Arbeitern auftrat und darauf bestand, dass sein neues Orchester es ebenso hielt, wirft ein faszinierendes Licht auf sein Verständnis von der Rolle der Musik im öffentlichen Leben. Sein Ansatz war höchst demokratisch: er beharrte darauf, jeder sollte – unabhängig vom Einkommen – Zugang zu großartiger Musik haben. Akribisch achtet er darauf, dass die Konzerte vor einfachen Arbeitern denselben hohen Maßstäben gerecht wurden wie die vor ausgewählten Abonnenten. Der einzige erkennbare Unterschied sollte der Eintrittspreis sein. Nicht wenige seiner Zeitgenossen glaubten im Gegensatz zu Huberman, Konzerte für Arbeiter müsse man nicht so ernst nehmen. Hubermans Argument: erfahrene Musikhörer seien in der Lage, auch weniger gute Interpretationen zu genießen, weil sie die nötige Übung hätten, um sich weniger auf das Können der Interpreten und mehr auf das Handwerk des Komponisten zu konzentrieren. Gerade das unerfahrene Ohr sei am meisten auf makelloses Spiel angewiesen.

Zwei Wochen nachdem die Gründung des Palestine Orchestras bekannt gegeben worden war, vermeldete die New York Times Hubermans größten Coup: Arturo Toscanini, Dirigent der New Yorker Philharmoniker und einer der besten Musiker der Welt, würde das erste Konzert des Palestine Orchestras dirigieren. Toscanini hatte jeden Auftritt in seiner Heimat Italien verweigert, seitdem dort der Faschismus regierte. Darüber hinaus boykottierte er nicht nur Nazi-Deutschland, sondern prangerte auch offen die Judenverfolgung in diesem Land an. Huberman machte deutlich, Toscaninis Entscheidung, für die entstehende jüdische Gemeinschaft in Palästina zu dirigieren, während er sich gleichzeitig weigerte, einen Fuß auf den Boden der kulturell weiter entwickelten Nationen Deutschland und Italien zu setzen, markiere "einen historischen Meilenstein im Kampf gegen den Nationalsozialismus und für den Aufbau von Palästina."

Einen zweiten Coup für das Eröffnungskonzert seines neuen Orchesters landete Huberman, als er am 20. April ankündigte, Toscanini werde zwei Sätze aus Mendelssohns Ouvertüre zu Ein Sommernachtstraum dirigieren. Auch das war ein Protest gegen die Unterdrückung durch die Nationalsozialisten: Von Nazis vertriebene Musiker würden von Nazis verbotene Musik spielen.

Die Geigen des Amnon Weinstein
Politik und Zeitgeschichte
ALS BUCH:
Hardcover

Farbiges Vorsatzpapier, Lesebändchen

288 Seiten
Format: 135 x 215 mm
Auslieferung: ab 6. März 2017
D: 25,00 Euro A: 25,70 Euro CH: k. A.

ISBN (Print) 978-3-944122-32-8

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Rainer Höltschl
+49 (0)341 22287383
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