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Robbe schwimmt rückwärts

Belletristik

Silvia Overath

Robbe schwimmt rückwärts

"Ich bin neunzehn. Es ist immer ein Thema, wie alt man ist, es wird besprochen, sie fragen danach. Jung sein ist ­richtig gut. Das sagen sie. Wenn du jung bist, bist du formbar, so nennen sie es."

Verlagstexte

Mona will auf die Schauspielschule. Wieder hat sie ihre Kleidertüte unterm Arm und memoriert Gretchen auf dem Klo. Ein allerletztes Mal wird sie sich auf die Prozedur des Vorsprechens einlassen: Begrüßung, Aufwärmen mit Füßekneten, Singen, Improvisieren, Bessersein. In ihr sitzt ein schmatzendes Tier: die Angst. Aber Mona ist mutig. Und voller Hoffnung. Weil es keine Alternative gibt als das Glück.

Silvia Overaths Romandebüt führt in die intimen Rituale des Aufnahmeverfahrens an einer Schauspielschule. Tage zwischen Probebühnen, Schnellimbissen und dem Etagenbett in der Jugendherberge. Wenn Mona im Zoo den Robben zuschaut, denkt sie an ihren Vater, den Matrosen. Und an ihre schöne Mutter, die sagt: Bestimmt kommt er zurück! Tag für Tag wird die Gruppe kleiner. Wer darf bleiben? Lunet, die Apfelmus aus dem Glas löffelt, Florian, der geschmeidige Mönch, das Mädchen mit den Stelzen? Oder sie, Mona, der "sprechende Papagei, wenn er weiblich besetzt sein soll"? Der schmale Roman ist ein Fest intensiver Momente. Hier spricht, tobt, singt, explodiert eine junge Stimme. Und führt Mona am Ende über das Theater ins Leben.

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© Cover: Verlag, Foto(s): Kathrin Müller

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Textprobe(n)

Ein Mann kommt herein. Er stellt sich in die Mitte des großen Raums hier. Er trägt einen Schal um den Hals und sagt: "Eine Ablehnung ist nicht persönlich gemeint. Ich will, dass Sie das wissen." Dann macht er eine Pause und rückt diesen Schal zurecht, als wäre er eine Ringelnatter, zum Accessoire dressiert, und er würde ihr Leckerli geben, weil sie still hält und nicht zudrückt. Ich kenne diesen Satz. Aus Wien, aus Leipzig, aus München, aus Frankfurt. Ich habe den Satz in Salzburg zur Begrüßung bekommen, in Hamburg, in Stuttgart, in Bern, in Berlin. Und mit jeder Stadt geht ein bisschen mehr Glaube daran verloren, dass er wahr sein könnte oder überhaupt irgendetwas meint.

Der Mann mit der Ringelnatter redet weiter: "Vielleicht suchen wir gerade nicht Ihren Typ. Oder wir haben von Ihrem Typ schon jemand. Das ist nicht persönlich gemeint. Sie wären ja dann einfach zu viel ... Wissen Sie, das ist kein schöner Beruf. Sie können froh sein, wenn Sie heute nicht weiterkommen." Bestimmt schwitzt er in der Halsgegend, weil sich der Schal immer enger um ihn herum legt, die Ringelnatter will beständig fürs Stillhalten gelobt werden, da ist sie anspruchsvoll. Sie kennt das alles auch schon, vielleicht wird ihr langweilig. Sie schaut auf uns und denkt: Was für armselige Kreaturen, da unten. Wir hängen am Boden herum und schauen zu ihr hoch. Und der Schlangenträger atmet. Er zieht sich mit jedem Atemholen eine Welle Sehnsüchte in die Lunge. Er raucht uns, bis wir seine Sucht und sein Lungenkrebs sind.

Runde eins, so sagen wir, das ist heute. Und Runde eins ist immer überfüllt, in manchen Städten reisen bis zu tausend Bewerber an. Das heißt: Gestern saßen sie hier auf dem Boden, vorgestern, letzte Woche. Sie haben sich die Unterarme aufgekratzt, sie haben nichts gegessen, sie haben Kippen gedreht, Kaffee getrunken – keinen Pfefferminztee, der ist schlecht für die Stimmbänder –, und manche haben gebetet. Das Linoleum ist noch warm.

Robbe schwimmt rückwärts
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover
160 Seiten
Format: 125 x 204 mm
Auslieferung: ab 12. August 2015
D: 18,00 Euro A: 18,00 Euro CH: 19,90 CHF

ISBN (Print) 978-3-85869-660-1

ALS EBOOK:
Datenformat(e): epub
Auslieferung: ab 12. August 2015
D: 14.99 EURO A: 14.99 EURO CH: 16,99 CHF
ISBN (eBook) 978-3-85869-674-8

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