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Tito, amor mijo

Belletristik

Marko Sosič

Tito, amor mijo

Übersetzt aus dem Slowenischen von Ann Catrin Bolton

Der Roman erzählt die Geschichte eines zehnjährigen Jungen in der Welt seiner Familie Ende der 1960er Jahre im Karst bei Triest. Das Kind erkundet neugierig und aufmerksam die komplizierte Welt der Erwachsenen, mit lebhafter Fantasie folgt es ihren Gesprächen über historische Ereignisse, über die politische Situation, über den Familienalltag. In seiner Welt werden die Metaphern wörtlich verstanden, das gebrochene Herz, der Schatten auf seiner Lunge oder die blutigen Hände des Mannes seiner Slowenisch-Lehrerin.

Verlagstexte

Der Roman erzählt die Geschichte eines zehnjährigen Jungen in der Welt seiner Familie Ende der 1960er Jahre im Karst bei Triest.
Mehrere Erzählungen sind ineinander verflochten: jene der Mutter, die Tito verehrt und ihm etwas vorsingen möchte, jene der Tante, die ständig in Ohnmacht fällt, jene der geliebten Freundin Alina am Natisone, wo slowenisch nur geflüstert werden darf. Und dann gibt es noch die Nonna Katarina mit der Kugel im Kopf und das Fräulein Moore in der alten Villa. Zwischen ihnen die Geschichte des Zweiten Weltkriegs, der bei den Slowenen im Triestiner Umland tiefe, schmerzliche Spuren hinterlassen hat.
Das Kind erkundet neugierig und aufmerksam die komplizierte Welt der Erwachsenen, mit lebhafter Fantasie folgt es ihren Gesprächen über historische Ereignisse, über die politische Situation, über den Familienalltag. In seiner Welt werden die Metaphern wörtlich verstanden, das gebrochene Herz, der Schatten auf seiner Lunge oder die blutigen Hände des Mannes seiner Slowenisch-Lehrerin. Den Fantasien sind keine Grenzen gesetzt. Nur so kann der heranwachsende Junge die widersprüchlichen Aussagen der Erwachsenenwelt unter einen Hut bringen und ergründen, was denn nun seine Heimat sei: Slowenien, Jugoslawien oder doch Italien.

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© Cover: Verlag, Foto(s): Agnese Divo

Textprobe(n)

Heiliger Engel, mein Beschützer, ich bitte dich, dass Nonna Katarina nicht stirbt wegen der Kugel, die sie im Kopf hat. Tante Sofija und Mama sagen, dass die Bleikugel damals in Nonnas Kopf geflogen ist, als die Amerikaner bei uns waren und die Partisanen schon weg waren. Sie sagen, dass ein Soldat dort in der Nähe der Villa und von Nonnas Häuschen, in dem auch Mama und Tante Sofija gewohnt haben, als sie noch kleine Mädchen waren, sein Gewehr gereinigt und versehentlich geschossen hat. Mama und Tante Sofija sagen, dass die Kugel der Nonna direkt in die Wange geflogen ist, als sie im Garten Radicchio geschnitten hat. Dass sie ihre Haut durchbohrt und direkt unter ihren Zähnen angehalten hat, an der Halsschlagader. Sie sagen, dass das jetzt noch niemand operieren kann, weil die Operation lebensgefährlich ist. Heiliger Engel, mein Beschützer, mach, dass die Nonna nicht stirbt, bis ich groß bin und Chirurg werde, wie Christian Barnard, der in Afrika lebt und den Leuten das Herz gesund machen kann, wenn es zu langsam schlägt.
Lieber Engel, Mama verdient Geld mit Hühnereiern und als Dienstmädchen, so wie Tante Sofija und wie Ivans Mama, die bei der Baronin arbeitet. Mama arbeitet bei einer Familie, bei der alle unsere Sprache sprechen und reich sind, weil die Frau ein Geschäft hat und der Mann um die Welt reist und viele Leute kennt. Mama sagt, dass ihre Herrschaften Freunde von Marschall Josip Broz Tito sind, der Triest und unser Dorf befreit hat, und dass seine Frau Jovanka auch ihre Freundin ist. Mama sagt, dass ihr der Herr versprochen hat, sie bei Gelegenheit mit Jovanka und Marschall Tito bekannt zu machen, der der Oberkommandant aller Partisanen war und auch von Onkel Albert. Ihr Herr sagt, dass ihm Mama dann auch vorsingen kann, weil sie eine schöne Stimme hat und weil Marschall Tito sehr gerne schöne Frauen hört, die mit einer schönen Stimme singen. Mach, dass es wirklich so wird.
Papa sagt, er wird einen Fernseher kaufen, wenn er in der Lotterie gewinnt. Mama sagt immer, sie wäre lieber Krankenschwester als Dienstmädchen, oder Tänzerin, um sich zu drehen wie eine Vogelfeder, oder Schauspielerin, wie Anna Magnani, die wir im Film im Fernsehen bei Angiolina sehen oder bei Onkel Albert, wie sie hinter einem Lastwagen herläuft und Francescooo! Francescooo! schreit, und dann töten sie die Faschisten und sie bleibt auf dem Boden liegen. Manchmal träumt sie und ich höre, wie sie im Traum spricht. Am anderen Morgen sagt sie, dass sie von Königin Elizabeth geträumt hat und dass sie zusammen Tee getrunken haben. Wie immer. (...)
Ich hoffe, dass dein Kopf eine Zeitlang nicht abfällt, lieber Engel, und dass du meine Wünsche erhörst. Amen. Oh, damit ich es nicht vergesse: Mach, dass ich verstehe, wer dieser Mann mit dem breiten Strohhut ist, den ich vorher noch nie gesehen habe!? Jetzt steht er immer neben der Trafik, und wenn ich mit Mama dort vorbeigehe, drückt sie immer meine Hand und zieht mich auf die andere Straßenseite. Sie drückt mich nie so fest, wie dann, wenn ich den Mann mit dem breiten Strohhut sehe. Warum!? Amen.

Tito, amor mijo
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover mit Schutzumschlag
190 Seiten
Format: 130 x 210 mm
Auslieferung: ab 15. April 2016
D: k. A. A: 19,80 Euro CH: k. A.

ISBN (Print) 978-3-85435-775-9

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