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Das Meer

Belletristik

Blai Bonet

Das Meer

Ins Deutsche übersetzt von Frank Henseleit.

In der Übersetzung von Frank Henseleit liegt Blai Bonets Roman "Das Meer" nun erstmals in deutscher Sprache vor. Blai Bonet gehört zu den katalanischen Autoren von Weltrang. 2015 wurde "Das Meer" von World Literature Today in die Reihe der lesenswertesten Bücher unserer Zeit aufgenommen.

Andere Titel des Verlags bzw. der Autorin/des Autors

Verlagstexte

Bereits für den Literaturbetrieb seiner Zeit war Blai Bonet eine der wichtigsten Stimmen der katalanischen Literatur. Mit seinem ersten großen Prosawerk, dem Roman Das Meer (El Mar), war es ihm gelungen, sich trotz der francistischen Zensur, die die Verbreitung katalanischer Literatur behinderte, einschränkte und verbot, einen Namen zu machen, der ihn, den Mallorquiner, nach Barcelona führte. Mehr als 60 Jahre nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1958, wird Das Meer nun im Kupido Verlag erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht.

Der Roman erzählt die Geschichte einer Gruppe heranreifender junger Männer, die aufgrund ihrer Erkrankung an Tuberkulose in einem Sanatorium leben. Zugleich leiden sie an den traumatischen Folgen ihrer Erlebnisse während des spanischen Bürgerkriegs, auf die der Roman immer wieder in Rückblenden eingeht. Aus der Gruppe treten zwei Charaktere, Manuel und Ramallo, hervor, die sich beide, angesichts ihres unausweichlichen Todes, mehr und mehr in Exzessen von Bigotterie und Gewalt verlieren. Diesen Prozess schildert Bonet vor dem Hintergrund der Landschaften Mallorcas, wodurch nicht nur der Schönheit dieser Landschaft, sondern auch der tiefen Verankerung des erzählten Geschehens in der insularen Wirklichkeit Ausdruck verliehen wird.

Das Meer wurde bereits 1957 mit dem Premi Joanot Matorell, dem seinerzeit wichtigsten spanischen Preis für unveröffentlichte Literatur, ausgezeichnet. Der Roman folgte auf erste lyrische Dichtungen, mit denen Bonet seinen Ruf als Literat begründete. Er gilt als eines der bedeutendsten Werke des „Postismo“, der Epoche, die unmittelbar auf den spanischen Bürgerkrieg folgte.

Downloads

© Cover: Verlag, Foto(s): Teodora

Presse- und Autorenstimmen

In einer verstörend schönen Prosa fängt Blai Bonet Liebe und Tod, Mord und Selbstmord, Gottes Liebe und Gottes Hass, Selbsthass und Jungenliebe in dieser mallorquinisch-ländlichen Passionsgeschichte ein.

(

Barbara Vinken, 3Sat Buchzeit

)

Textprobe(n)

Ich schließe die Tür – am Himmel nur friedliche Sterne. Die Straße hat etwas von einem

langen und schwarzen Kanonenrohr, nur am Ende auf dem kleinen Platz – mit den Bäumen und dem Wegkreuz – ein grünlich-gelb schimmerndes Licht. Die Kohlensäurefabrik. Ich durchquere die feuchte Luft, der Kies auf dem Weg – krsch, krsch, krsch – begleitet mich. Ich halte mich in der Dunkelheit äußerst rechts, auf dem Gehweg, und scheuere mit der Schulter fast an den Häuser-wänden. Der Gehweg endet an einer alten Wand, die zugleich die Außenmauer eines Hofes ist. Ich wische mit der Hand über die Mauer, ein Stein ist staubig, an einer anderen Stelle ist feuchtes Unkraut. Mit der Schuhspitze spüre ich das Gras, das in der Kante vor der Mauer wächst. Als wären die Wolken fortgewaschen, strahlt der sternenklare Himmel seine alkyonische Stille aus. Der Lichtschein der Fabrik quillt über die Dächer. Am Straßenrand vor mir stinkt ein mit Dung beladener Karren. Die Sterne strahlen glasklar hart. Die Arme des Karrens zeigen in die Luft, bereit, in eine Richtung abzumarschieren, sein Gleichgewicht hält er mit drei hölzernen Mistgabeln, zwei vorne und eine hinten. Zwischen den Armen, die feuchte stinkende Finsternis. Der Platz mit den Höfen um ihn herum liegt verwaist da. In der Luft schweben Sterne, kristallklar. Eine Straße mündet in den Platz, auf ihrer rechten Seite stehen keine Häuser, sie kommt vom Feld her. Auf der anderen Seite steht eine hohe graue Mauer, die etwas von einer Friedhofsmauer hat. Die Mauer eines großen, verlassenen Gehöfts mit felsengroßen Steinen überall, Schweinen und durchwühlter Erde.

Ich folge dem Gehweg aus Portlandzement – mein Scheitel in der Höhe der lackierten Fenster-rahmen. Die Fenster zu den Schlafzimmern dieser Straße. Manche Steine, die die Fensterläden einfassen, strahlen noch die Hitze der Nachmittagssonne zurück. Der Himmel, pechschwarz; die Sterne, kalt. Ich gehe durch eine breite Straße, an deren Ende ein einzelnes Haus steht, danach kommt das Feld.

In einiger Entfernung die Heide mit Steineichen, dicht an dicht, Mastixsträuchern, Oleastern und Affodills, die die Nacht mit einem sauren Geruch erfüllen. Zwischen den Feldern und der Garrigue hinter den Steineichen flackern vereinzelt und matt die Lichter eines Ortes.

"Wie geht’s, Ramallo?"

Das ist Manuel Ceva. Er ist neunzehn Jahre alt, Mechaniker und ein Freund.

"Ich hatte nicht damit gerechnet, auf dich zu stoßen, Ceva. Damit hatte ich echt nicht gerech-net."

"Was für ein Leben führst du da oben? Sag mal! Zu wie vielen seid ihr?“

"Männer und Frauen zusammen: hundert. In meinem Pavillon: zwanzig. Männer und Frauen sind getrennt."

"Was für ein Pech."

"Das sage ich dir!"

"Wie alt bist du jetzt überhaupt?"

"Zwanzig."

"Ich neunzehn. Dieses Jahr noch gehe ich zum Militärdienst. Freiwillig."

"Ich werde noch auf die Einberufung warten müssen. Vielleicht mustern sie mich aus. Bedingt tauglich. Ich hoffe, dass sie mich wenigstens mit einem «bedingt tauglich» ausmustern."

"Möchtest du wirklich, dass sie dich ausmustern?"

"Ja, lieber. Ich könnte die Uniform nicht tragen. Nicht, dass man die Uniform nicht tragen könnte. Nur, mit dieser Kappe und der Jacke, benimmt man sich anders als in Zivil. Ich könnte das nicht. Ich kann nur allein ein Biest sein."

Das Meer
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover mit Schutzumschlag

Lesebändchen

273 Seiten
Format: k. A.
Auslieferung: ab 15. März 2021
D: 27,80 Euro A: 28,60 Euro CH: k. A.

ISBN (Print) 978-3-96675-020-2

Der Verlag im Netz:

Pressekontakt des Verlages:

Ruth Eising
+49 (0)160 1564308
r.eising(at)re-book.de

Vertriebskontakt des Verlages:

Frank Henseleit
+49 (0) 221 95799500
kontakt(at)kupido-verlag.de