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Ousia. Gedichte

Belletristik

Verena Stauffer

Ousia. Gedichte

Reihe Lyrik Band 70, gestaltet von Andreas Töpfer

Und alles Getrennte, das später wieder zusammenfinden will, zu Einem, einer vielleicht unveränderlichen Anwesenheit. Nennt es Ousia ‒ das in tausend Stücke zerbrochen und nun wieder zusammengesetzt wird.

Verlagstexte

Das O von Ousia sei ein Kreis. Zeichen einer Periode, in welcher die Vorkommnisse, vor allem Kommen und Gehen, vielleicht reine Wiederkehr waren. Was ist nun mit den Vorkommen der Erde? Werden die Menschen je in ihr aufgehoben sein? Werden sie flüchten? Wer besitzt das glitzernde wieder und wieder sich selbst gebärende Öl, Wasser oder Gletscherland? Diese goldenen Schleifen Besitz. Die Besitzerin, dass ich nicht lache, verkauft sie als kringelnde Ornamente. So vieles entschlüpft der Mutter im Denken, Nahendes dreht ihre Kinder in unüberblickbare Ringe. Para dies, Flößerei, Der schwarze Fluss: Die Trias einer Flusslandschaft, die seit Jahrhunderten für die Gegend um das oberösterreichische Molln unterschiedlichste Bedeutung hatte. Vom Flößen der Stämme aus hintersten Gebirgen über den Antrieb großer Schaufelräder bis zur Abgrenzung des gesamten Verlaufs als Schutzgebiet, ein Beobachten und Nachdenken über Geheimnis und Kräfte des Fließens, über die Kindheitslandschaft hinaus. Tetsu-Sen, ein Zyklus über eine die Erde verlassende Gesellschaft, die auf eine andere Fläche übersetzt, hin zu einem anderen Ankommen, einem vielleicht völlig anderen Aufgehobensein. Hummingbird als ringförmiger Text, der sich von der Gewalt innerhalb einer Diktatur in ein Reich pflanzlicher Würde auflösen möchte, um dann wieder in brutalen Handlungen gegenüber sich frei fühlenden Frauen zu gefrieren. Nicht minder kaltblütig der chinesische Zauberer, der im Reigen Laterne der wechselnden Köpfe nach einem neuen Kopf für seine Ehefrau sucht, weil ihm der alte nicht mehr gefällt. Und alles Getrennte, das später wieder zusammenfinden will, zu Einem, einer vielleicht unveränderlichen Anwesenheit. Nennt es Ousia ‒ das in tausend Stücke zerbrochen und nun wieder zusammengesetzt wird. (Verena Stauffer)

Die schönsten deutschen Bücher 2020, Shortlist

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© Cover: Verlag, Foto(s): MIcael Inmann

Presse- und Autorenstimmen

An Verena Stauffer haben wir eine gelehrte Dichterin, die über zu viel energische Fantasie und poetische Kraft verfügt, als dass sie uns mit trocken papierener Ware abfertigen würde. Vor allem kommt man mit diesem Band, dessen Gestaltung besonders zu würdigen ist, an kein Ende, so vielgestaltig und reich an Bezügen und Lesarten präsentiert er sich. Keine Frage, in ihrer Generation steht Verena Stauffer einzigartig in Österreich.

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Anton Thuswaldner, Die Furche

)

Ein erstaunliches, tragweites, enzyklopisches Gedichtbuch, ein wahrer Hirnschmaus, ein gefundenes Fressen für Analyse und Interpretation, nicht zuletzt mit ernstzunehmendem Anspruch auf einen verdienten Platz im Haltbarsten.

(

Jürgen Brôcan, fixpoetry.com

)

Und wenn Stauffers Angler "nichts erwischen", erhöht sich die Frequenz, mit der sie Bilder abwechselt und sie ineinander verwebt, verdichtet sich ihr Wortwerk, ufert ihre Gedichtsprache aus, im quantitativen wie qualitativen Sinne, als würde sie die Seite, auf der sie gesetzt ist, überschwemmen wollen, um in ein Prosagedicht überzulaufen – wie im Triptychon "Para dies". Es ist zum Teil unmöglich, die "Gehalte der Reden" Stauffers zusammenzufassen. So nennt sie dann auch eines ihrer Gedichte. Man staunt nur, wie gebannt man darin versinken kann. Und wieder aufatmet, wenn ihre Gedichte eine klassischere Form annehmen, aufklaren, den Überblick wahren, sich reimen: "Wer hat gesehen und niemals berührt / Eine, die immer das Feuer geschürt / Ohne Hülle keine Haut, ohne Grenze kein Staub / Ohne Kapsel keine Frucht, Berührung als Raub". Das ist eine weitere Qualität ihrer Texte: dass sie sich entlang einer Sinuskurve bewegen und nicht nur wahnsinnige Spannung generieren, sondern auch Entspannung. Warum also "Ousia" im Titel? Hat es etwas mit der "Urpflanze" und der "uranfänglichen Erde" zu tun, die auch vorkommen? Nicht nur. Viel näher ist "Ousia" an dem klangverwandten englischen "oozing". Stephen Fry spricht in einer BBC-Radiorede über Sprachpedanterie von den Vorzügen einer "language that oozes like a lake of lava", einer post-eruptiven Sprache, die wie ein Lavafluss trieft. Verena Stauffers Ousia erinnert daran, dass sich Weltliches, ausnahmslos, in einem unbedingten Ausdrucksstreben befindet, nach außen dringen und sich exprimieren will.

(

Alexandru Bulucz, manuskripte

)

Textprobe(n)

Ein stiller Frühling

Einer, in dem die Sonne nicht auf Vögel
nicht auf Hornissen – Ein Sommer ohne Zirpen
keine Staubsaugerhummeln, keine Hubschrauberlibellen
keine Heuschrecken auf Moostrampolinen

Baumskelette, die Menschen über Nacht fällten
für fette Feuer aus Wurzelstümpfen
Der Baum ist ein sauberer Baum geworden
Mistel-, pilz-, blattfrei

Sie liebt und hasst nicht
Sie ist ein sauberer Mensch geworden
Alles fällt, das All fällt. Ader
Der Apfel war einer, der fiel. Oblivion
Atlas wurde Gebirg
Wer trägt den Himmel heute?
4 cm entfernt sich der Mond. Jedes Jahr
Sie trägt das Brennholz. Jeden Tag
Es schiefert

 

Pergament

Aus Berghöhlen ragen kahle Bäume mit zu Skeletten
verwilderten Blattresten hervor, sie zittern. Manche Blätter
#verwandeln sich über den Winter zu weißem Transparent
Vielleicht mutierst auch du, Freundin, über den Winter
zu weißem Pergament.

Hier ist nichts zu fassen, nichts zu halten
Weiß jemand etwas über dieses Ziehen?
Denn was ohne Unterlass sich rührt, ist still
Die Dauer und des Strömens Herkunft zu erfahren
dies Geheimnis eines verborgenen Reichs!
Zu ahnen, das Loslassen umfasst jeden
Wird es eines Tages möglich sein, die
Erwartungen auf ein Bleiben abzuleiten?
Die einem jeden entwachsenden Leben:
Ihr Fliehen in diesem Sog. Einer zieht fort
Einer bleibt zurück. Kein Widerhall

Bleib, Freundin
Bleib über alle Gestöber des Winters hinweg
Lebe wie ich nur für die Schatten
die Bäume, Blätter und Wolken
auf Oberflächen zeichnen
Lebe wie ich für das Spiel der Wellen
im leichten Auftrieb des Winds

 

Das große Jahr

Bis der eine beim andern ist, frieren die Gemini
Der Sommerpunkt rastet, Jupiters Winter schläft in seinem Schutz
Nur um die Rollen zu tauschen, queren sie endlos die Himmel
Einmal ist er der Mond und sie die Sonne, dann umgekehrt
Nur bis der eine beim andern ist, bleibt es dunkel und kalt
Bis er bei ihr ist, steht das große Jahr still

Ousia. Gedichte
Lyrik
ALS BUCH:
Hardcover
Broschur

Fadenheftung ISBN 978-3-948336-04-2, bereits ausgeliefert

112 Seiten
Format: k. A.
Auslieferung: März 2020
D: 19,90 Euro A: 20,50 Euro CH: k. A.

ISBN (Print) 978-3-948336-04-2

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Pressekontakt des Verlages:

Daniela Seel
+49 (0)30 40053974
daniela.seel(at)kookbooks.de

Vertriebskontakt des Verlages:

Daniela Seel
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