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neu-jerusalem. Gedicht

Belletristik

Ulf Stolterfoht

neu-jerusalem. Gedicht

Reihe Lyrik, herausgegeben von Daniela Seel, Band 38

"dieser text ist ein brot. ein wenig fleisch ist auch // mit dabei, aber mini. nichts davon, was tauglich wäre, eure zerknaut- / schung zu mildern, euer torkelndes babel zu stützen. nope. vielmehr / zeigt es dessen baldigen untergang an."

Verlagstexte

"alabama nennt man den karmesin- // roten hub, mich aber nenne: die allzweckwaffe gegen lug / und trug. also gut: ein einzelner aus wanfried im wittgen- / steiner land kreuzte die panke bei schranke – man wies ihn / einer synode zu. dieser mann gab dann jahrelang ruh. buh, / schreit ihr, buh! dieser typ war ja gemäßigt! kein bisschen // radikal! verblich betagt und tatenschmal in hibbing / min- / nesota (der erdhörnchen-staat; die meat-machine; der / fleischapparat). von korntal zu stuttgart startete eine reihe / begeisterter oder neu-begeisterter mägde – sie taten dem / eidam den schwur: ein herr, ein leib, ein bräutigam! be- // kamen verstärkung aus der gemarkung. dann wind: ‚wo / immer drei zusammen sind!‘ und sie wandten den stein, / und sie drehten den frosch, sie schauten unter jedem lurch –/ und siehe: überall war brandenburg!"

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© Cover: Verlag, Foto(s): Dirk Skiba

Presse- und Autorenstimmen

Mit großer Suggestionskraft ... lässt Stolterfoht Stimmen, Visionen, Wunderheilungen und Erweckungserlebnisse aufeinanderprallen. Die Figur des Wagenblast erinnert dabei an Nicolaus Ludwig von Zinzendorf, den Begründer des Herrnhuter Ordens, der Anfang des 17. Jahrhunderts in seiner Missionstätigkeit bis nach Amerika gelangte. "macht euch bereit, ihr werdet starken glauben brauchen, sehr starken glauben!", heißt es. Auch der Sektenselbstmord in Jonestown und säkulare Heilsbewegungen wie die Chicago Boys schwingen hinein; zudem gibt es Anklänge an Rockkonzerte und Hausbesetzerszenen. Das "neu-jerusalem" des schwäbischen Predigers liegt hier in Berlin, dem Sehnsuchtsort so vieler Jugendlicher aus Pietistenland ... Seine Arbeitsweise – Montage, Kompilation und Persiflage – hat Stolterfoht in "neu-jerusalem" weiter verfeinert. "so wahr ich hier schreibe", schwört das Ich. Und schon weiß der Leser: Alles ist erfunden und doch aufs Köstlichste wahr.

(

Marie Luise Knott, Tagesspiegel

)

Es gehört indes zu den großen Reizen dieses Buches, dass es auch so manche Prämisse der experimentellen Lyrik ins Wanken bringt. Bislang galt als ausgemacht, dass sich der Lyriker Stolterfoht vorwiegend für die instabilen Verhältnisse zwischen den Wörtern und ihren Bedeutungen interessiert und beharrlich an einer "Entsemantisierung der Kunst" arbeitet. Solche Überlegungen passen aber nicht so recht zu "neu-jerusalem". Denn hier entfaltet der Autor seine Geschichte pietistischer Renitenz in weiten erzählerischen Bögen, ohne diese narrativen Elemente sprachkritisch zu relativieren. "dieser text ist ein biest", heißt es am Ende des langen Gedichts. Und tatsächlich entfalten die ekstatischen Monologe der pietistischen "Mutter Johanna" eine eigene religiöse und poetische Energie, die durch keine ironische Konterbande auflösbar ist. "Religionen sind Gedichte", hat der australische Weltpoet Les Murray einmal gesagt. Das gilt auch für Ulf Stolterfohts "neu-jerusalem".

(

Michael Braun, Badische Zeitung

)

Textprobe(n)

zweiter teil

ETWAS ÜBER DIE
PIETISTEN IN
BRANDENBURG,
BERLIN UND IM
MITTLEREN WESTEN.
WAGENBLAST WIRD
EINGEFÜHRT.

(1)

also: die abspreizer waren mit den verweisern gemeinsam
von meißen gekommen, hatten die wuhle durchschwommen
und unter abschweiß den rollberg erklommen. entlang
der boddinstraße stand fortan nicht-huldigung auf
dem programm / "drum machen wir es hier" im panier.

noch finden sich ungefähr vier. den rest hatte man unter
reuter entleibt und säuberlich gescheibt. zerreißende
schreie. anschließend geier. die meier – was ist über
die meier bekannt? nicht viel. sehr dürftig unser kenntnisstand.
ihr wirken ist nirgends triftig belegt. wo die

wilden wiesel wohnen, da siedelten die honigdrohnen,
also noch merklich vor erkner oder deutlich dahinter. die
drohnen waren vom glauben beseelt, "dass etwas sei". sanft
küsst sie das fürstliche beil. und sie? behielten ihren glauben
bei. und wir? befinden uns im jahre 1703: all the way

from friaul kommen die elektronischen hoch. ihre devise:
jeder gräbt sich sein eigenes loch. diese löcher befinden
sich seitlich von leipzig, von den bewohnern verlor sich
bei beelitz die spur. gerade so eben bis staaken schafften
es die trepanierten aus waging – und bauten dort unverzüglich

ihr lügen-jerusalem auf. es kann jedoch nur eines geben:
bautzener straße, höhe großgörschen. dem staakener bethaus
machte glücklich die birne den garaus. über tetschen (decin)
und dresden gelangten die wurzelechten bis bibersdorf und
großnager. mücken fraßen sie auf. von allen seiten applaus.

neu-jerusalem. Gedicht
Lyrik
ALS BUCH:
Broschur

Mit Umschlag-Poster, gestaltet von Andreas Töpfer

104 Seiten
Format: 130 x 210 mm
Auslieferung: ab 15. März 2015
D: 19,90 Euro A: 20,50 Euro CH: auf Anfrage

ISBN (Print) 978-3-937445-60-1

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