x
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Blanchefleur

Belletristik

Anita Siegfried

Blanchefleur

Anita Siegfrieds neuer Roman erzählt eine Liebesgeschichte, die in den Wirren des deutsch-französischen Krieges 1870 beginnt und bis ans Ende des Jahrhunderts ausgreift. Getragen wird der Roman von wunderbaren Frauenfiguren, allen voran von Blanchefleur, der Wirtin der Auberge du Cygne in Belfort.

Verlagstexte

"Oft begegnet man dem Schicksal auf der Straße, die man einschlug, um dem Schicksal zu entkommen."

Anita Siegfrieds Roman Blanchefleur erzählt eine Liebesgeschichte, die in den Wirren des deutsch-französischen Krieges 1870 beginnt und bis ans Ende des Jahrhunderts ausgreift. Getragen wird der Roman von wunderbaren Frauenfiguren, allen voran von Blanchefleur, der Wirtin der Auberge du Cygne in Belfort.

Die Autorin folgt den Spuren Noël Lamberts, eines ungewöhnlich schönen jungen Mannes, aufgewachsen in ländlicher Einsamkeit, Analphabet, Jäger und Krieger. Als Freiwilliger in der Armee von Kaiser Napoleon III. entrinnt er im Winter 1871 nur knapp dem Tod. Blanchefleurs und Noëls Wege kreuzen sich in der zum Lazarett umfunktionierten Auberge du Cygne ein erstes Mal. Ihre Liebe ist eine Liebe auf Zeit.

Downloads

© Cover: Verlag, Foto(s): Ayşe Yavaş

Textprobe(n)

Das Unheil brach vor ein paar Monaten herein, gewalttätig und verhängnisvoll wie eine Naturkatastrophe, und stellte ihr Leben innerhalb weniger Tage auf den Kopf.

1870. Ein heißer Sommer. Belfort dämmerte in der Hitze dahin. Man hatte Gartentische und Stühle vor die Auberge du Cygne gestellt, ein stattliches dreistöckiges Haus an der Ecke Place de la Mairie und Rue du Repos. Hier tranken die Gäste ihren Weißwein oder ihren Pastis, Spatzen pickten Krümel von den Tischen, Pferdefuhrwerke und offene Calèches ratterten vorbei. Alles war wie

immer. Die Politik wurde im fernen Paris gemacht, wen kümmerte es schon.

Blanche, die das Hotel zusammen mit ihrem Vater, dem Bruder und ein paar Angestellten betrieb, war von frühmorgens bis abends auf den Beinen. Sie schaute in der Gaststube nach dem Rechten, half an der Rezeption oder in der Küche aus, bediente die Gäste. Mondäne Engländer, die nach dem Besuch von Strasbourg einen Abstecher nach Belfort machten, um sich die Zitadelle anzuschauen. Angestellte und Handwerker, die mehrmals in der Woche zum Mittagessen kamen. Stammgäste wie Monsieur Trichet, der hier jeden Morgen seinen Kaffee trank und dazu seine Lieblingszeitung Le Figaro las.

Hin und wieder eine selbst gedrehte Zigarette, den Rücken an die warme Hausmauer gelehnt, Blanche hatte es den Fabrikarbeiterinnen in Valdoie abgeschaut.

Taubenscheiße auf den weißen Tischtüchern.

Die Blicke der Männer. Die anzüglichen Bemerkungen.

Sie steckte sie mit einem Schulterzucken weg. Ihre verflossenen Lieben waren gekommen und gegangen wie ein leichter Sommerregen, ohne Spuren zu hinterlassen, zwei Heiratsanträge hatte sie mit windigen Begründungen abgelehnt, sie hatte keine Zeit für Tändeleien und schon gar nicht fürs Verliebtsein. Der Richtige würde sich schon irgendwann einstellen. Blanche Defroui, eben zwanzig Jahre alt geworden, machte sich keine Sorgen um ihre Zukunft. Sie war jung und gesund, hatte ihr Auskommen und fand sogar hin und wieder Zeit, ihrer geheimen neuen Leidenschaft zu frönen.

Nach der Arbeit, die Zapfsäule blank poliert, der Boden geschrubbt, die leeren Zeitungsstöcke ordentlich hingehängt, stieg Blanche in ihr Kämmerchen hinauf und nahm ihren Zeichenblock hervor. Vor einiger Zeit hatte sie angefangen zu zeichnen, Motive, die ihr gerade in den Sinn kamen. Die Aussicht von ihrem Dachfenster – das Rathaus schräg gegenüber; das Blätterdach der Platanen im Sommer, das kahle Geäst im Winter; in der Ferne die sanft geschwungenen Hügelzüge der Vogesen; Menschen und Tiere aus dem Gedächtnis. Sich selbst mit Froufrou, ihrem Hündchen, auf dem Schoß.

Einsame Stunden, das Blatt vor sich auf dem Tisch, beschienen vom Lichtkegel der Petroleumfunzel. Ein Stück Leben, das nur ihr gehörte und niemandem sonst.

So würde es immer bleiben.

Anfang Juli begann die Stimmung zu kippen. Am Stammtisch entbrannten hitzige Wortgefechte, Bismarck, König Wilhelm I., Napoléon III., der Schlappschwanz, solche Worte fielen.Rache für Sadowa. Die Preußenpest.

In den Zeitungen waren die Porträts der drei Männer abgebildet, jeder auf seine Art von beeindruckendem Äußeren.

Otto von Bismarck mit Admiralsmütze und einem hängenden Schnurrbart, der an ein Walross erinnerte. Wilhelm I. mit Pickelhaube, der Schnurrbart ergänzt durch einen buschigen Backenbart, der ihm wie geschlagenes Eiweiß bis über den Stehkragen der Uniform hing. Und Napoléon III., ganz der französischen Eleganz verpflichtet, das gescheitelte Haar über der Stirnglatze mit Pomade an den Schädel geklebt, ein Ziegenbärtchen und ein Schnurrbart, dessen vollkommen waagrecht abstehende, fadendünn gezwirbelte Spitzen sich irgendwo in der Unendlichkeit jenseits des Bildrands zu verlieren schienen.

Allen drei gemeinsam war der gebieterische, entschiedene und fest auf ein Ziel in der Zukunft gerichtete Blick.

Blanche schaute sich die Bilder an, die Artikel zu lesen hatte sie keine Zeit, aber sie spitzte dafür die Ohren.

Auslöser des Konflikts soll ein nichtiger Anlass gewesen sein. Es ging um die spanische Thronfolge, die ein Prinz aus dem Haus Hohenzollern, von Bismarck unter Druck gesetzt, antreten sollte. Den Affront konnte Napoléon III., der im Mai das Second Empire durch ein Plebiszit mit erschlagender Mehrheit hatte bestätigen lassen, nicht hinnehmen. Es begann ein diplomatisches Gezänke, Depeschen gingen hin und her, Provokationen, Drohungen, Beleidigungen und Dementi folgten Schlag auf Schlag. Das beiderseitige Beharren der Protagonisten auf dem eigenen Standpunkt führte am Ende zur Eskalation. In Paris strömten die Menschen, von der Presse angefeuert, auf die Straßen und forderten den Waffengang, tausendfach erscholl der Ruf: Nach Berlin!, Nach Berlin!

Am 19. Juli erklärte Napoléon III. Deutschland den Krieg.

Großer Jubel hüben wie drüben.

Allez!, zeigt es ihnen, den sales boches!, hieß es diesseits des Rheins. An die Waffen, an die Waffen! Zur Hölle mit den welschen Affen!, sang man am anderen Ufer.

Blanchefleur
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover

Lesebändchen

256 Seiten
Format: … x … mm
Auslieferung: ab 14. März 2018
D: 24.80 Euro A: 24.80 Euro CH: 32,00 CHF

ISBN (Print) 978-3-03762-070-0

Unter der Voraussetzung, dass Sie sich bei uns als professionelle(r) Nutzer(in) registriert haben, können Sie Ihr persönliches REZENSIONSEXEMPLAR durch einen Klick auf den Button „Download“ herunterladen.

Symbol Tablet DOWNLOAD

Die Autorin bzw. der Autor im Netz:

Der Verlag im Netz:

Pressekontakt des Verlages:

Ricco Bilger (Verleger)
+41 (0)44 2718146
bilger(at)bilgerverlag.ch

Vertriebskontakt des Verlages:

Ricco Bilger (Verleger)
+41 (0)44 2718146
bilger(at)bilgerverlag.ch