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Heroïne

Belletristik

Quentin Mouron

Heroïne

Aus dem Französischen von Barbara Heber-Schärer und Andrea Stephani

Poesie, düster und lasziv – in Quentin Mourons neuem Roman liegen Heroin und Heroismus dicht beieinand. Überflüssiges hat keinen Platz, sein Stil ist knapp und pointiert. Ein tiefgründiger, intensiver Text, in dem die Figuren mit der Handlung spielen.

Verlagstexte

In Quentin Mourons neuem Roman liegen Heroin und Heroismus dicht beieinander. Überflüssiges hat keinen Platz, sein Stil ist knapp und pointiert. Das Wesentliche liegt im Rhythmus, in der Wahl und Abstimmung der Bilder zueinander. Ein tiefgründiger, intensiver Text, in dem die Figuren mit der Handlung spielen.

Detektiv Franck, Dandy, Bibliophiler und Sammler seltener Bücher, ist zurück. Nach der Enthauptung seiner Buchhändlerin in Berlin (zu der er eine frivole Beziehung unterhält) kehrt er in die USA zurück, wo er den Auftrag erhält, eine gestohlene Drogenlieferung wiederzufinden. Seine Suche führt ihn nach Tonopah, eine Kleinstadt im amerikanischen Bundesstaat Nevada. Dort trifft er auf Leah, eine geheimnisvolle Siebzehnjährige, die ihr Kellnerinnengehalt durch Blowjobs im Hinterzimmer aufbessert. Sie hebt sich von all den gebeugten Existenzen in der Kleinstadt ab, sie gehört nicht zu ihnen. Vom Schicksal geschlagen, erhebt sie sich zu einer tragischen Heldin. Sie verkörpert etwas, das Franck am Ende das Leben zu nennen wagt.

Unversehens findet sich Franck auf der Suche nach dem Mörder von Leahs Vater wieder.

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© Cover: Verlag, Foto(s): Fabien Wulff-Georges

Presse- und Autorenstimmen

Gerade in der Gnadenlosigkeit dieses Erzählers offenbaren sich ein Mitgefühl und eine Barmherzigkeit gegenüber den gescheiterten Existenzen dieses Buches.

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Roman Bucheli

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Es ist selten, in der kleinen Welt der Literatur in der Romandie ein solches Talent zu entdecken.

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Jean-Michel Olivier

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Video

Textprobe(n)

Der Laden von Mademoiselle Schulz liegt im Dunkeln. Franck schickt das Taxi weg, streift seine Handschuhe über, vergewissert sich, dass niemand in dem Gässchen ist. Er geht hinein. "Sieh an!" Das durch ihre Herumtollerei verursachte Chaos ist verschwunden. Die Originalausgaben sind alphabetisch einsortiert. Die Autographen werden vorteilhaft auf dem Tisch in der Mitte präsentiert. Eine weiße Tischdecke liegt darauf. Rings um die Autographen sind kreisförmig mehrere Japanpapiere angeordnet; kleine Stapel Hollandpapier liegen auf den vier Tischecken. Mademoiselle Schulz hatte schon immer ein Händchen dafür.

Sie war versiert in der Kunst, Interessenten zu ködern, ihnen den Mund wässrig zu machen. Die sorgsame Aufmachung ließ noch den knauserigsten Bibliophilen die Geldbörse zücken. Franck nimmt den ersten Band der Werke von Kardinal de Bernis in einer Ausgabe von 1767 in die Hand, bevor er seinen Blick auf die Tischmitte richtet, wo auf einem Silbertablett der blutige Kopf von Mademoiselle Schulz liegt. Franck zündet sich eine Zigarette an. "Selbst im Tod sehen Sie wie eine Buchhändlerin aus, Mademoiselle." Seit dem Aufschwung des Islamischen Staats sind Enthauptungen in Mode. Mitunter wird ein Gegner bei einem Streit nach ein paar Fausthieben zweigeteilt. Dabei wollte man ihm gar nichts Böses; er hat uns beim Verlassen einer Bar angequatscht, um Feuer gebeten, die Gemüter erhitzten sich, ein Handgemenge, und schwupps, liegt sein Körper vor uns, und wir halten seinen Kopf an den Haaren. Wir haben ihn nicht gehasst. Wir haben ihn getötet, mehr nicht. Vermutlich ein enttäuschter Kunde. Er kehrt zurück, will der Buchhändlerin die Leviten lesen. Er ist ruhig, will zum Abendessen wieder zu Hause sein, seine Familie erwartet ihn. Mademoiselle Schulz weigert sich, sie will ihm sein Geld nicht zurückgeben, "das hätten Sie ja vorher bemerken können …". Da stürzt der Kerl sich auf sie und schneidet ihr den Kopf ab. So sonderbar dieser Ablauf erscheinen mag, ist er doch völlig logisch, strikt physisch. Er lässt weder auf Besessenheit noch auf eine erhöhte Hormonausschüttung der Zirbeldrüse schließen.

Der Mörder war selbst überrascht. "Aber es kann auch sein, dass dieser Mord geplant war, wohlüberlegt." Der auf einem Silbertablett präsentierte Kopf könnte das Werk eines späten Liebhabers des 19. Jahrhunderts sein, eines Die-Hard-Fans von Odilon Redon, eines Anhängers von Moreau. Das Enthaupten faszinierte das 19. Jahrhundert mindestens ebenso sehr, wie es das 21. fasziniert. "Wenn es nicht ein Köder ist, der die Ermittler fesseln, sie zu der Vorstellung von ekstatischen Mördern, fanatischen Dschihadisten verleiten soll, wo nur armselige Antiquitätendiebe am Werk waren …"

Er betrachtet die Szenerie, zieht an seiner Zigarette. Sagt sich, dass Mademoiselle Schulz eine schöne Frau war. Dann entdeckt er unter dem Tisch seinen Ring. Er geht zur Tür. Doch im Hinausgehen denkt er: "Seit drei Jahren habe ich keine Ermittlung durchgeführt, seit drei Jahren reise ich auf der Suche nach kostbaren Büchern um die Welt, seit drei Jahren sammle ich Original-ausgaben strenger Moralisten. Will ich wirklich wie Mademoiselle Schulz enden?" Er verriegelt die Tür und zieht auf dem zweiten Band der Histoire des imaginations extravagantes de Monsieur Oufle (Duchesne, 1754) fünf lines Kokain. Er schnupft die erste und begibt sich ins Hinterzimmer. Er öffnet die Schubladen eines großen Schreibtischs und nimmt die Bestellliste sowie das Verzeichnis des kompletten Lagerbestands heraus. "Das wird eine lange Nacht", seufzt er.

Heroïne
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover

mit Lesebändchen

124 Seiten
Format: 135 x 190 mm
Auslieferung: ab 1. März 2019
D: 19,80 Euro A: k. A. CH: 26,00 CHF UVP

ISBN (Print) 978-3-03762-078-6

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