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Staatsräson

Belletristik

Daniel de Roulet

Staatsräson

Aus dem Französischen von Yves Raeber. Titel der Originalausgabe: L'Oiselier.

Drei rätselhaft gebliebene Tote, zwei verhaftete RAF-Terroristen und andere Zwischenfälle während der Schleyer-Entführung einerseits, des Abstimmungskampfs um den Kanton Jura anderseits: Daniel de Roulet präsentiert eine fiktive Recherche mit Hilfe von Niklaus Meienberg, denn wo die Akteure alle schweigen, bleibt nur die Fiktion.

Verlagstexte

Herbst 1977: Deutschland sucht fieberhaft nach dem von der RAF entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, im Jura rebellieren die Separatisten für einen unabhängigen Kanton – da verschwindet der Offiziersaspirant Flükiger bei einer Nachtübung und wird nach einem Monat in Frankreich tot aufgefunden. Selbstmord, wird erklärt, was kaum jemand glauben mag.

In Paris erhält Niklaus Meienberg das Angebot einer grossen deutschen Zeitung für eine Artikelserie. Beim "Tages-Anzeiger" hat er Schreibverbot. Meienberg fährt in den Jura. Auf dem Rücksitz seines Motorrads sitzt die Tochter des Bundespräsidenten Kurt Furgler, der sich für einen Kanton Jura einsetzt. Meienberg will eine Artikelserie schreiben und als Höhepunkt endlich Kurt Furgler interviewen. Aber was war mit Flükiger? Wurde er von Schmugglern ermordet? Oder kam er der RAF in die Quere? Den Separatisten? Dann werden nach einer Schiesserei im Jura zwei Mitglieder der RAF verhaftet, Polizist Heusler, der im Fall Flükiger ermittelt, wird erschossen, und ein jurassischer Wirt an einer französischen Autobahn tot aufgefunden.

Mit Hilfe der fiktiven Recherche Meienbergs erzählt Daniel de Roulet von drei Todesfällen, die bis heute nicht überzeugend aufgeklärt wurden und die im Dunkel der Geschichte zu versinken drohen.

Downloads

© Cover: Verlag, Foto(s): Yvonne Böhler

Presse- und Autorenstimmen

Ein Roman über das Geheimnis, das Geheimnis des Staates, aber auch die Geheimnisse der Menschen. Und ein Roman über die Macht der Fiktion.

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Le Matin Dimanche

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Das ist wahre Schreibkunst!

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Karsten Koblo, aus-erlesen.de

)

Textprobe(n)

"Übrigens erstaunlich, dass an der Universität der Nachwuchs immer noch im Glauben gelassen wird, man könne Zeitgeschichte schreiben, ohne etwas zu riskieren, und nicht auf die Tatsache hingewiesen wird, dass es antagonistische Interessen gibt und eine Harmonie zwischen Forschern und Erforschtem nicht möglich ist, sofern man den Tatsachen auf die Schliche kommen will."
Niklaus Meienberg (1940–1993)

Béliers I

Sie waren achtzehn bis dreißig Jahre alt und interessierten sich für Politik. Die Groupe Bélier hatten sie gegründet, um das feindliche Bollwerk zu rammen. Ihr Maskottchen war ein schwerer Balken, an dessen Ende ein massiver Widderkopf prangte. Sie wohnten im Schweizer Jura, auf Höfen und in Dörfern, in denen man teils von der Landwirtschaft, teils von der Uhrenindustrie lebte. Die einen waren weggezogen in die Stadt, sie studierten in Lausanne, Neuenburg oder Paris.
Sie wollten, wenn sie einmal nach Hause in ihre Täler und Weiden zurückkehrten, dort auch Arbeit finden. Andere hatten vor, in den Freibergen Pferde zu züchten oder Forellen am Doubs. Davon wollten sie leben.
Es waren ausschließlich junge Männer, in der Schule waren sie von den Mädchen getrennt gewesen. Einige hatten früh geheiratet, sei es, weil sie mussten, oder aus Liebe. Ihre Frauen zogen die Kinder auf, während sie sich dem Kampf für einen unabhängigen Jura verschrieben.
Ihr Interesse für die Politik unterschied sich von dem ihrer Väter, die la Mob, die Mobilmachung, erlebt hat­ ten. Im Zweiten Weltkrieg zur Verteidigung der Schweizer Grenze mobilisiert, sprachen diese von dieser Zeit mit Wehmut und brüsteten sich dann mit ihren Heldentaten aus den Sechzigerjahren, als die Armee Flugzeuge gekauft hatte, um eine helvetische Atom­bombe nach Moskau zu tragen. Aus Protest schlugen sie einem Bundesrat eine jurassische Fahne auf den Kopf.

Die nachfolgende Generation war ambitionierter, sie mobilisierte auf ihre eigene Weise gegen den Waffenplatz, den die Eidgenossenschaft samt Panzern und Übungsgelände dem Jura aufzuzwingen versuchte. Einige gründeten den Front de libération jurassien und brannten kurzerhand mehrere Bauernhöfe nieder, die das eidgenössische Militärdepartement insgeheim erworben hatte. Die Armee gab ihr Projekt auf. Kämpfen zahlte sich also aus.
Sie interessierten sich für die Politik der Volksbefreiung. Und deklarierten sich als Vorkämpfer des jurassischen Volkes wie jene Algerier, welche die französischen Kolonialisten vertrieben hatten. Einige besuchten ferne Städte wie Belfast, Bilbao oder Ajaccio.
Aus Belfast brachten sie Steinschleudern zurück, mit denen die englische Polizei in Schach gehalten wurde, wenn sie die Wohnquartiere wieder unter Kontrolle zu bringen versuchte. Nordirland würde bald frei sein. In Bilbao nahmen sie an Riesendemonstrationen für die Autonomie der Basken teil. Sogar in Korsika schmiedeten sie, ferienhalber am Strand liegend, Umsturzpläne mit der dortigen Unabhängigkeitsbewegung. Sie verfolgten die Situation in Quebec, wo man ebenfalls französisch sprach und frei sein wollte.
Sie verkündeten, sie würden Politik betreiben, aber nicht an der Urne, nicht à la Suisse, wo alles gleich verwässert werde. Keine Kompromisse! Sie wollten alles, und zwar subito, weg von Bern, ein neuer, unabhängiger Kanton musste her, der sich von den zweiundzwanzig anderen unterscheide. Er wäre dann der dreiundzwanzigste, und falls ihn die Schweiz verweigere, würden sie die Angliederung an Frankreich beantragen oder noch besser, eine autonome jurassische Republik gründen.
Ihre Aktionen sollten verblüffen. Einige reisten nach Paris und verschanzten sich in der Schweizer Botschaft. Der Coup war so erfolgreich, dass ein zweites Fähnlein nach Brüssel fuhr, wo es ebenfalls die Schweizer Botschaft besetzte und damit für europaweite Aufmerksamkeit sorgte. Es hätte schiefgehen können, doch waren sie militärisch überlegen, was Journalisten aus aller Welt ziemlich beeindruckte.

Staatsräson
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover
112 Seiten
k. A.
Auslieferung: ab 4. November 2021
D: 28,00 Euro A: k. A. CH: 28,00 CHF

ISBN (Print) 978-3-03926-019-5

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Pressekontakt des Verlages:

Erwin Künzli
+41 (0)44 4458083
kuenzli(at)limmatverlag.ch

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lukas.haller(at)limmatverlag.ch