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Die erste Polka

Belletristik

Horst Bienek

Die erste Polka

Horst Bieneks "Die erste Polka" erschien 1975 und ist der erste Roman seiner Gleiwitzer Tetralogie, für die er seinerzeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Von Elsinor wiederenteckt, schildert Bieneks Roman die bürgerliche Gesellschaft seiner schlesischen Heimat kurz vor jenem Ereignis, das von Nazis inszeniert wurde, um ihnen die Legitimation für den Überfall auf Polen zu liefern.

Verlagstexte

Gleiwitz, am 31. August 1939, dem Tag vor dem deutschen Überfall auf Polen: Die Familie der Klavierlehrerin Valeska Piontek steckt mitten in den Vorbereitungen für die Hochzeit der Tochter Irma. Valeskas fünfzehnjähriger Sohn Josel und dessen Cousin Andreas gehen unterdessen ihre eigenen Wege; beide sind verliebt ins gleiche Mädchen – und beide werden auf unterschiedliche Weise Zeugen jener Ereignisse, die in die Katastrophe des Krieges münden. Um die Familie Piontek herum arrangiert Bienek eine bunte Gesellschaft, Abbild seiner schlesischen Heimat: preußisch wie polnisch geprägt, mehrsprachig, kirchentreu und dem "Reich" gegenüber sichtlich auf Distanz bedacht. Und Bienek zeigt das Gift, das damals bereits seit geraumer Zeit einsickerte: Nationalismus, Antisemitismus, Blindheit gegen über fremden Kulturen, Hochmut, vulgäre Selbstherrlichkeit und die Anfälligkeit für politische Phrasen und Lügen.

Achtung: Bei Interesse an einem Autorenfoto wenden Sie sich bitte an den Verlag.

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© Cover: Verlag

Textprobe(n)

Valeska Piontek erwachte zu der Stunde, in der das Morgenlicht die Gardinen sanft bewegt und violette Schatten in die Fenster zeichnet. Noch ist der Fußboden ein fahles, rauchiges Weiß, in dem man versinken würde, aber schon treten die Gegenstände aus ihren Schatten, kommen näher und entfernen sich wieder mit dem wandernden Licht, bis ihre Konturen plastischer, ihre Ecken und Kanten schärfer werden; noch etwas mehr Licht, und die gelben Rosen müßten aus den Wänden stürzen.

Valeska lauschte nach nebenan: Es war die Stille, die in den Wänden tickte.

Der Augusthimmel warf die ersten Tauben aus, sie fielen als Schatten in das Zimmer hinein und zersprengten das Licht. Ihr Flügelschlag brachte Valeska die Erinnerung an den gestrigen Abend … Doch sie wollte sich lieber an die Pflichten des neuen Tages erinnern, die ihr wichtiger waren, und es waren so viele, daß sie bestimmt einige vergessen würde. Der Besuch beim Erzpriester Pattas, der Verkauf der aufgelassenen Ziegelei in der alten Ziegeleistraße, die Überschreibung des Dressler-Ausgedinges, die Trauung ihrer Tochter auf dem Standesamt, die Einladungen zur Hochzeitsfeier im Hotel Haus Oberschlesien – so hatte sie für heute alle Klavierstunden abgesagt. Ohne ein Vaterunser gebetet zu haben, würde sie für all das nicht gerüstet sein, und wahrscheinlich gehörten auch zwei Gegrüßetseistdumaria dazu. Sie sah hinüber auf den kleinen Hausaltar in der Ecke mit der schwarzen Madonna in der Mitte, die sie von der Wallfahrt aus Tschenstochau mitgebracht hatte, und ihr Vertrauen in den neuen Tag begann zu wachsen. Wie würde es erst sein, wenn sie vor der Madonna kniete und den Rosenkranz, den sie in Albendorf gekauft hatte und in Breslau durch den Kardinal Bertram weihen ließ, mit den Lippen berührte.

Die Stille tickte lauter, bis sie an einem Husten im Nebenzimmer zerbrach.

Die erste Polka
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover mit Schutzumschlag
320 Seiten
Format: 140 x 220 mm
Auslieferung: ab 1. Juli 2019
D: 29,00 Euro A: 29,00 Euro CH: k. A.

ISBN (Print) 978-3-942788-44-1

Der Verlag im Netz:

Pressekontakt des Verlages:

Dr. Thomas Pago (Verleger)
+49 (0)2541 800396
info(at)elsinor.de

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Dr. Thomas Pago (Verleger)
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