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Mauerkind

Belletristik

Petra Fietzek

Mauerkind

In Westberlin herrschte Mitte der 60er Jahre eine eigenartige Stimmung: Die Erinnerung an Krieg und Zerstörung war noch gegenwärtig, Berlin-Blockade und Luftbrücke lagen nicht lange zurück, und seit dem Mauerbau im Jahr 1961 lebte man wie auf einer Insel, eingefasst von Mauer, Stacheldraht und Minenfeldern.

Verlagstexte

Die Schriftstellerin Petra Fietzek hat vier Jahre ihrer Kindheit in Westberlin verlebt; 1963, mit acht Jahren, zog sie mir ihrer Familie aus Frankfurt am Main in die "Frontstadt".

Jetzt hat sie ihrer Westberliner Kindheit ein ungewöhnliches Erinnerungsbuch gewidmet. Distanziert, in der 3. Person, erzählt sie vom Umzug aus dem "Westen" nach Berlin, von Schule und Alltag, von Freundschaften, Verwandtenbesuchen und besonders von einem prägenden Erlebnis: dem Beginn des eigenen Schreibens. Die mitunter sehr privaten Erinnerungen verwandelt Fietzek dabei in eine fesselnde Geschichten – umso mehr, als es ihr gelingt, die Welt vollständig aus der Perspektive des Kindes zu schildern. Diese Sicht erscheint nahezu ungefiltert: in klarer, einfacher Darstellung, ganz ohne Reflexionen und Kommentare aus späterer, erwachsener Sicht. So entsteht der Eindruck großer Unmittelbarkeit.

Und so fängt der Text die eigentümliche Stimmung dieser Stadt und die großen Konflikte jener Zeit in den kleinen Szenen des Alltags ein: Beim Spaziergang rollt der geliebte Ball des Bruders unter einem Stacheldrahtzaun hindurch – und ist verloren, denn er liegt im sowjetischen Sektor, und der Boden könnte vermint sein. Und der Weihnachtsgottesdienst gerät zur Erinnerung an Zerstörung, Flucht und Kriegsheimkehr in einer Gemeinde, die am Ende in dunkler Kirche weinend Stille Nacht, heilige Nacht anstimmt.

Das Kind jedenfalls erlebt beide Gesichter der Stadt: das Glitzernde, Festliche in der Theaterwelt der Wirtschaftswunderjahre und die Enge, Bedrohlichkeit und Instabilität der politischen Situation.

Und so verwundert nicht, dass das Kind die Rückkehr nach Westdeutschland 1967 als Befreiung erlebt.

Downloads

© Cover: Verlag, Foto(s): privat

Textprobe(n)

Im Frühherbst 1963 war Helenes Familie von Frankfurt am Main nach Westberlin gezogen.
Vor zwei Jahren ist in Berlin eine Mauer gebaut worden. Sie trennt jetzt West- und Ostberlin, hatte der Vater erklärt.
Damals saßen sie in der alten Wohnung am runden Esstisch und aßen Abendbrot. Graubrot mit Leberwurst und Tomaten.
Warum wurde eine Mauer gebaut?
Mit der Mauer will die Regierung der DDR verhindern, dass Menschen von Ostberlin nach Westberlin flüchten.
Helene nickte, obwohl sie nichts verstand.
Warum wollten Menschen flüchten?
Abends hörte sie, wie ein Freund des Vaters ihn fragte:
In das Ghetto zieht ihr?
Sie wusste nicht, was ein Ghetto war, aber das Wort klang hart und streng.
Wenige Tage später bekam Helene auf der Straße mit, wie die Mutter einer Nachbarin erzählte, dass jeder Haushalt in Westberlin Vorräte an Lebensmitteln und Getränken in Speisekammern halten musste.
Vorräte für drei Monate, erklärte die Mutter der Nachbarin, falls die Verbindung zwischen Westberlin und Westdeutschland von der DDR abgebrochen wird.
Helene hörte die Nachbarin fragen: Auf diese isolierte Insel wagen Sie sich?
Das ist berufsbedingt, antwortete die Mutter, wegen der Karriere meines Mannes. Was nimmt man da nicht alles in Kauf!
Und die Mutter seufzte. Das hörte Helene genau.
Westberlin – eine Insel?

Mauerkind
Erzählung(en)
ALS BUCH:
Hardcover

Fadenheftung

ca. 136 Seiten
Format: 134 x 210 mm
Auslieferung: ab 25. August 2021
D: 16,00 Euro A: k. A. CH: k. A.

ISBN (Print) 978-3-942788-59-5

Der Verlag im Netz:

Pressekontakt des Verlages:

Dr. Thomas Pago (Verleger)
+49 (0)2541 800396
info(at)elsinor.de

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Dr. Thomas Pago (Verleger)
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