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Aber die Insel

Belletristik

Doris Konradi

Aber die Insel

Was als harmonische Urlaubsidylle im Grünen beginnt, endet in einer Katastrophe – weil Mensch und Natur keineswegs so friedlich im Einklang existieren, wie es Ferienprospekte verheißen. In Doris Konradis neuem Roman Aber die Insel ist nichts so, wie es zu Anfang scheint.

Verlagstexte

Weit draußen im Atlantik liegt die Insel, ideal für eine Auszeit in üppig wilder Landschaft. Es gibt nur ein Hotel, unberührten Urwald – und am anderen Ende eine biotechnologische Forschungsstation. Am letzten Tag ihres Urlaubs wacht die Erzählerin auf, das Hotel ist evakuiert, die Bäume sind entlaubt. Allein macht sich Paula auf die Suche nach Rettung. Das bringt sie nicht nur an den Rand ihrer Kräfte, es verändert ihr Verhältnis zur Natur für immer. Aber die Insel zeigt eine Frau in Extremsituation – und wie persönlich unsere Auseinandersetzung mit Natur werden kann.

Auf hohem literarischem Niveau beleuchtet Doris Konradi den Zustand der Welt. Entstanden ist ein außergewöhnlich spannendes Buch über die Frage nach dem Gleichgewicht von Umwelt und Wissenschaft und die vielen Möglichkeiten, daran zu scheitern.

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© Cover: Verlag, Foto(s): Malin G. Kundi

Presse- und Autorenstimmen

Lost in the Wild – dieser Roman erzählt hautnah vom schwierigen Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Bewegend und hochaktuell.

(

Mithu Sanyal

)

Textprobe(n)

Die Ratte ist verendet. Fast könnte ich sagen gestorben. Für Wochen war sie mein einziger Kontakt zu einem lebenden Wesen. Wäre sie ein Hund, man hätte es eine Beziehung nennen können. Mensch und Tier, artfremd und doch aufeinander bezogen. Ich weiß nichts über Ratten. Diese ist bei mir geblieben, ob freiwillig, aus Not oder Berechnung, werde ich nie erfahren. Ratten sind intelligent, so sagt man, intelligenter als Hunde oder Katzen. Ich habe sie gefüttert, damit sie bei mir bleibt. Vielleicht aus dem Wunsch heraus, dass sie den Ausweg kannte. Nicht hinunter von einem sinkenden Schiff, sondern einer Insel mit einem Hotel darauf, das in starrer Anmut den Umständen trotzte.
Ich näherte mich ihrem kleinen Leichnam vorsichtig. Sie war tot, doch ich hoffte, es wäre anders. Eine Ratte ist besser als niemand, dachte ich. Jede Gesellschaft ist besser als keine in einem Haus, wo nicht einmal ein Luftzug weht. Fenster und Türen verriegelt. Man war mit Bedacht vorgegangen. Beim geordneten Rückzug hatte nicht der Blick in die Zukunft gefehlt. Es gab immer eine Zeit danach. Ob das auch für mich galt, war nicht klar.
Ich betrachtete die Ratte, meine Mitgefangene. So reglos hatte ich sie nie erlebt, immer war sie unterwegs gewesen in ihrem eigenen Kosmos. Jetzt stand ihr Maul ein wenig offen, die langen Nagezähne traten hervor. Der Körper wirkte unversehrt, lediglich eingefallen, Fell über Skelett. Sie war nicht wiederzuerkennen. Wie meine tote Mutter nicht wiederzuerkennen gewesen war, als ich sie auf dem Sterbebett sah. Eine schlechte Kopie der Lebenden, die ich gleich verwarf. Die Ratte schien zu mir aufzublicken, etwas zu erwarten. Hatte es einen letzten Wunsch gegeben, der nun in dem winzigen Rattenhirn verschlossen blieb? Ich kniete mich neben sie, strich über ihre Flanke. Das Fell fühlte sich struppig und hart an. Als sie noch lebte, hatte ich sie nie angefasst.
Aus den Augenwinkeln nahm ich Bewegung wahr. Ich sah zur Eingangstür, wo auf dem Glas noch mein Hilferuf klebte. Vor Wochen hatte ich ihn dort aufgehängt und dann nicht mehr beachtet. Mein Hiersein kam mir so weniger aussichtslos vor. Ein Baldachin überspannte den Eingangsbereich, von der Umgebung war nicht viel zu sehen. Der Himmel nicht und auch nicht Bäume oder Klippen, nur ein Stück des grauen Asphalts der Auffahrt und des Rasens dahinter, der schon lange von derselben grauen Farbe war. Meine leichtgläubige Hoffnung wurde wieder enttäuscht. Niemand war dort. Doch ich hing an diesem Stück Welt und ließ mich fortziehen.
Ich sah mich selbst die kurze Auffahrt heraufkommen. Mein Sommerkleid flattert mir um die Beine, es ist grün mit einem orangegelben Muster, das Blüten andeuten soll. Hinter mir der rote Koffer, bei dem ab und zu die Rollen blockierten. Es war Nachmittag, warmes Licht, in dem die Nähe des Meeres lag. Mein Gang noch schwankend nach der langen Überfahrt. Von São Vicente weit hinaus auf den Atlantik. Nicht einmal die Kreuzfahrtschiffe, die in Mindelo vor Anker lagen, steuerten die Insel an. Die Kataloge hatten nicht zu viel versprochen, ein Paradies in völliger Abgeschiedenheit. Einsame Buchten, üppige Vegetation, exotische Tiere. Genauso hatte ich mir das Paradies vorgestellt. Und wie alle anderen war ich gekommen, um mein Recht auf Sommer einzufordern. Erwartungsfroh sah ich mich auf den Eingang zukommen. Gleich würden sich die Flügel der automatischen Tür auseinanderschieben – ich würde das Meer riechen, Bäume, Gras.

Aber die Insel
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover mit Schutzumschlag
200 Seiten
Format: 134 x 210 mm
Auslieferung: ab 31. August 2022
D: 20,00 Euro A: 20,60 Euro CH: 28,90 CHF

ISBN (Print) 978-3-942788-69-4

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