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Solneman der Unsichtbare

Belletristik

Alexander Moritz Frey

Solneman der Unsichtbare

Mit einem Vorwort von Sibylle Lewitscharoff

Schon zu Lebzeiten wurde Alexander Moritz Frey in höchsten Tönen von Kollegen wie Thomas Mann und Kurt Tucholsky gelobt. Sie sahen in seinem Roman Solneman mehr als nur eine Parodie auf das Kaiserreich. Die Eleganz seiner Sprache, seine feine Ironie und sein Erfindungsreichtum zeigen, dass man ihn zu den zu Unrecht vergessenen Autoren zählen muss.

Verlagstexte

Solneman, ein geheimnisvoller Fremder, erscheint in einer deutschen Großstadt und erwirbt den dortigen Stadtpark für den ungeheuren Betrag von 150 Millionen Mark. Um das Areal herum errichtet er eine dreißig Meter hohe Mauer, denn der Sonderling pocht auf absolute Anonymität und Wahrung seiner Privatsphäre. Das freilich ertragen die Bürger nicht: Märchenhaft der Reichtum, gepaart mit der Verweigerung von Gemeinschaft, rückt den Abgeschiedenen in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Immer bizarrer geraten die Versuche neugieriger Städter und bornierter Vertreter der Obrigkeit, das Geheimnis um den rätselhaften Eremiten im Park zu lüften, bis dieser dem Treiben auf seine Weise ein Ende setzt.

Solneman der Unsichtbare erscheint am 12. Mai im 2021 Elsinor Verlag in einer Neuausgabe, die sich an der Erstausgabe aus dem Jahr 1914 orientiert. Das Vorwort schrieb Sibylle Lewitscharoff, die seit vielen Jahren zu den Verehrerinnen des Autors gehört.

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© Cover: Verlag, Foto(s): privat

Presse- und Autorenstimmen

Es geht alle an, die Spaß an barockem Humor haben. Ich sage absichtlich nicht: grotesk – das ist dieser Humor auch –, aber da ist doch noch ein Ton, der aufh orchen macht, und der nicht auf der Mohnwiese E. A. Poes gewachsen ist: ein schneidender, eiskalter Ton.

(

Kurt Tucholsky

)

Ich habe das alles sehr gern. Einer gewissen grotesken Überwirklichkeit, ja milden Absurdität entbehrt nichts davon, ist aber alles mit literarischer Höflichkeit und still parodistischer Hergebrachtheit vorgetragen, eine Haltung, die ich schätze.

(

Thomas Mann

)

Mit Solneman der Unsichtbare gelang Frey eine Satire auf den Geist des deutschen Kaiserreichs, die bis heute nichts von ihrem Esprit verloren hat … Solneman der Unsichtbare ist ein zeitlos komisches Buch.

(

Stefan Ernsting

)

Textprobe(n)

An einem Wintermorgen erschien ein Mann, vom Kopf bis zu den Füßen in einem Blaufuchs, dessen Haare er nach außen trug, auf dem Rathaus und begehrte das Oberhaupt der Stadt zu sprechen.

Der Türhüter musterte den Mann und beschloß nach einigem Zögern, nicht kurzerhand ihn abzulehnen, sondern zu Erklärungen sich herbeizulassen. Der Fremde hatte etwas von einem gutmütigen Wunderdoktor oder Jahrmarktszauberer in Wohlhabenheit; er trug gelbe lange Locken, einen weißen Bart, eine rot überhauchte Brille.

"Was wollen Sie? Sind Sie Bittsteller?" fragte der Pförtner und bedrohte mit den tabakschwarzen Höhlungen seiner großen Nasenlöcher den kleinen Mann unter sich.
"Doch wohl nicht", sagte der.
"Was denn?" verhörte der andere weiter. "Wollen Sie um Erlaubnis für Schaustellunternehmungen nachsuchen? – Gut. III. Stock, Gang 3, Zimmer 333."
"Bequem. Leicht zu merken", billigte der Fremde und hob dann die dünne Stimme, die merkwürdig fest klingen konnte.
"Aber geht mich nichts an. Will – sag’ es zum letztenmal – den Oberbürgermeister sprechen."

Der – – Herr Oberbürgermeister, erklärte der Türhüter streng und betonte nach einer Schnupfpause das "Herr", sei nicht so ohne weiteres zu erreichen, und ob dem Herrn nicht der dritte Bürgermeister genüge.

"Nein", sagte der Fremde.
"Dann vielleicht der zweite."
"Auch der nicht", entgegnete der Fremde.

Dann müsse er nachmittags wiederkommen. Der Herr Oberbürgermeister habe Sprechstunde von vier bis fünf Uhr. –

Der Fremdling erschien des Nachmittags wieder. Nun eröffnete der Türsteher ihm, daß er sich für den nächsten Tag anzumelden habe. Gleich werde nie jemand vorgelassen. Und wie sein Name sei ?

Der Fremde schien auf diese Wendung vorbereitet, reichte dem Beamten ein verschlossenes Papier, sagte, alles Nötige stände darin, man möge den Brief dem Oberbürgermeister übergeben. Morgen um vier Uhr sei er da, um als erster vorgelassen zu werden. Ging, ohne Gegenäußerungen sich anzuhören.

Der Oberbürgermeister fand folgendes in dem Brief:
"Geehrter Herr! Wünsche Sie in einer Sache zu sprechen, die gleich wichtig ist für mich wie für Sie, das heißt für die Stadt. Ersparen Sie es mir, meinen Namen zu nennen – habe die Marotte, ihn zu verbergen. So wie es Menschen gibt, die sich nicht in ihre Geschäftsbücher hineinriechen lassen, in ihre Liebesbriefe, in ihr gelebtes Leben. Auch nicht in ihr noch zu lebendes. Ganz einsame Gegenwart ohne Titel und Geschrei. – Bin nachmittags zur Stelle."

Oberbürgermeister Bock überlegte. Schlimmstenfalls hatte er es mit einem Irrsinnigen zu tun. Er fand sich begierig, den Schreiber dieser steilen, hochgetürmten Buchstaben kennenzulernen. Die wenigen Sätze füllten vier Seiten eines großen Briefbogens. Etwas Rätselhaftes ging aus von der violetten Tinte – Gesicht und Atem einer unbekannten Welt schienen darin versteckt.

(…)

Allein mit dem Bürgermeister, sagte er noch: "Eines, wenn bitten darf, ist strikte zu beachten: außer dem Park, den ich nun habe, verlange noch eine Leistung, von der gesamten Bevölkerung geleistet. Die ist: Ruhe, Abgeschiedenheit. Bin für die Stadt nicht vorhanden, für niemanden, und niemand ist für mich vorhanden. Will mit einhundertfünfzig Millionen nicht nur Bäume und Wasser bezahlt haben, sondern vorzüglich das Recht, ich selbst und allein und ungestört und einsam zu sein. Niemandes Bruder bin ich, bin niemandes Neugier, niemandes Fürsorge, niemandes Betulichkeit. Dies vor allem."

"Sehr wohl", beeilte sich der Bürgermeister. "Die Bevölkerung wird diese Wünsche zu respektieren wissen."

Solneman der Unsichtbare
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover

Leinenbändchen und Fadenheftung

200 Seiten
Format: 140 x 220 mm
Auslieferung: ab 12. Mai 2021
D: 22,00 Euro A: k. A. CH: k. A.

ISBN (Print) 978-3-942788-54-0

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Dr. Thomas Pago (Verleger)
+49 (0)2541 800396
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